VW-Abgasskandal CO2-Werte stimmen doch größtenteils

Stand: 09.12.2015 15:09 Uhr

Der Verdacht falscher CO2-Angaben bei VW hat sich laut dem Konzern größtenteils nicht bestätigt. Das hätten Messungen ergeben. Bei dem CO2-Skandal handelt es sich aber nicht um den Stickoxid-Skandal, bei dem VW eine Manipulationssoftware einsetzte.

Der Skandal um manipulierte CO2-Angaben bei Volkswagen hat offenbar ein viel geringeres Ausmaß als ursprünglich angegeben. "Bei den internen Nachmessungen wurden nur noch bei neun Modellvarianten der Marke Volkswagen leichte Abweichungen festgestellt", teilte der Konzern vor einer Aufsichtsratssitzung mit.

36.000 statt 800.000 Autos betroffen?

Zunächst war VW von insgesamt rund 800.000 Fahrzeugen ausgegangen, bei denen die CO2-Werte und die Verbrauchsangaben geschönt waren. Dies habe sich nicht bestätigt - stattdessen sollen nach erneuter Prüfung durch das Kraftfahrt-Bundesamt, das Bundesverkehrsministerium und VW nur noch rund 36.000 Autos aus neun Baureihen anstatt rund 40 betroffen sein, unter anderem Golf-, Polo- und Jetta-Varianten.

Auch die Abweichungen selbst betragen nach VW-Angaben nur wenige Gramm CO2, wodurch sich der Kraftstoffverbrauch um etwa 0,1 bis 0,2 Liter pro Hundert Kilometer erhöht. Technische Maßnahmen an den betroffenen Fahrzeugen seien nicht notwendig, hieß es in der Mitteilung. Auch das Ausmaß der wirtschaftlichen Belastung von zwei Milliarden Euro habe sich damit nicht bestätigt. Die Verbrauchsangaben von aktuellen Serienfahrzeugen seien nicht rechtswidrig verändert worden.

Trotz der Entwarnung durch VW hält das Kraftfahrt-Bundesamt aber an vorgesehenen Nachmessungen fest. "Diese werden ungeachtet der nunmehr vorliegenden Bewertung durch Volkswagen in vollem Umfang durchgeführt", sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums.

Laut ARD-Reporter Thorsten Hapke stehen zudem Messungen eines unabhängigen Prüfers noch aus. "Aber Volkswagen glaubt an seine jetzt erhobenen Werte so sehr, dass die Börse informiert wurde und die erwartete Ergebnisbelastung von zwei Milliarden Euro für diesen Bereich weitgehend aufgelöst wurde", sagte Hapke auf tagesschau24.

Die Abweichungen bei CO2-Ausstößen hatte Volkswagen Anfang November selbst bekannt gegeben. In der Affäre um manipulierte Abgas-Werte handelte es sich dabei aber um den deutlich kleineren Skandal. Das große Beben löste die Manipulation von Stickoxid-Ausstößen aus, die Mitte September durch US-Behörden enthüllt wurde. Davon betroffen sind weltweit rund elf Millionen Dieselfahrzeuge des Konzerns. In den Autos hatte VW eine Manipulations-Software eingesetzt, die den Ausstoß von Stickoxiden im Testbetrieb als zu niedrig auswies. Weltweit drohen dem Konzern hohe Kosten durch Strafen, Klagen und Umrüstungen.

VW-Pressekonferenz am Donnerstag

Die Mitteilung von VW kam kurz vor der letzten Sitzung des Aufsichtsrats in diesem Jahr. Wichtigstes Thema bei dem nicht öffentlichen Treffen auf dem Werksgelände ist die Wahl des neuen Personalvorstandes. Der Stahl-Manager Karlheinz Blessing soll den Posten erhalten. Nachdem der zunächst aussichtsreichste Kandidat, VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh, seinen Verzicht erklärt hatte, gilt die Wahl als reine Formsache.

Am Donnerstag will Volkswagen in Wolfsburg einen Zwischenstand zur Aufarbeitung des Abgasskandals geben. Bei einer Pressekonferenz wollen VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch und Vorstandschef Matthias Müller auch über die Neuausrichtung des Konzerns informieren. Es ist zudem das erste Mal seit Beginn der Krise, dass sich Pötsch und Müller Fragen stellen wollen.

H. Janssen, 09.12.2015 17:10 Uhr