Abgas-Affäre bei Volkswagen "Nicht erklärbare" CO2-Werte

Stand: 03.11.2015 23:22 Uhr

Der VW-Konzern hat weitere Unregelmäßigkeiten eingeräumt, von denen rund 800.000 Fahrzeuge betroffen sein könnten. Interne Untersuchungen ergaben, dass es bei der Bestimmung des CO2-Wertes zu nicht erklärbaren Angaben gekommen ist.

Der Abgasskandal bei VW hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Volkswagen musste nun auch Unregelmäßigkeiten bei CO2-Werten einräumen - außerdem sind damit erstmals auch Benziner und nicht nur Dieselfahrzeuge betroffen.

Bei internen Untersuchungen sei festgestellt worden, dass es bei der Bestimmung des CO2-Wertes für die Typ-Zulassung von Fahrzeugen zu "nicht erklärbaren Werten" gekommen sei, teilte der Konzern mit. Davon könnten nach derzeitigen Erkenntnisstand rund 800.000 Fahrzeuge betroffen sein.

Bislang ging es in dem Skandal bei VW um Stickoxid (NOX) - diesmal um den Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxid (CO2) - und damit um den Spritverbrauch.

"Schaden von zwei Milliarden Euro"

"Die wirtschaftlichen Risiken werden in einer ersten Schätzung auf rund zwei Milliarden Euro beziffert." Volkswagen betonte zugleich, dass die Sicherheit der Fahrzeuge "in keinem Fall betroffen" sei.

Es gehe um Autos der Typen Polo, Golf und Passat, sagte ein VW-Sprecher. Bei der VW-Tochter Audi seien A1- und A3-Modelle betroffen. Bei Skoda gehe es um den Octavia und bei Seat um den Leon und den Ibiza. Auch bei einem Benzinmotor mit Zylinderabschaltung habe es Auffälligkeiten gegeben, sagte der Sprecher. Es handele sich dabei aber um eine geringe Stückzahl.

Bei den Dieselmotoren seien 1,4-, 1,6- und 2,0-Liter-Varianten betroffen. Alle Aggregate stammen einem Sprecher zufolge aus dem Wolfsburger Stammhaus von VW.

Ich habe mich von Anfang an dafür eingesetzt, dass wir die Geschehnisse schonungslos und vollständig aufklären. Dabei machen wir vor nichts und niemandem Halt. Das ist ein schmerzhafter Prozess, aber er ist für uns ohne Alternative. Für uns zählt einzig und allein die Wahrheit." (VW-Chef Matthias Müller)

Aufsichtsrat äußert "Betroffenheit und Sorge"

Der VW-Aufsichtsrat reagierte "mit Betroffenheit und Sorge" auf die neue Dimension des Abgasskandals. "Der Aufsichtsrat und der speziell zur Aufklärung gegründete Ausschuss werden zeitnah zusammenkommen, um über weitere Maßnahmen und Konsequenzen zu beraten", teilten die Kontrolleure mit.

Volkswagen hatte im September bereits die Manipulation von Abgaswerten zugegeben und für den millionenfachen Rückruf von Fahrzeugen 6,7 Milliarden Euro zur Seite gelegt. Die US-Umweltbehörde EPA hatte Volkswagen am Montag zudem vorgeworfen, auch bei Drei-Liter-Motoren getrickst zu haben. Dies hatte der Wolfsburger Autobauer zurückgewiesen und erklärt, es seien keine Abgaswerte in unzulässiger Weise verändert worden.

Auch Verkehrsaufsicht ermittelt

Und noch mehr schlechte Nachrichten kommen aus den USA für VW: Neben der Umweltbehörde, die in dem Abgas-Skandal ermittelt, hat nun auch noch die Verkehrsaufsicht die Wolfsburger ins Visier genommen.

Im Zuge der jüngsten Entwicklung bei VW erwartet auch Porsche negative Auswirkungen auf sein Konzernergebnis. Wegen der Kapitalbeteiligung von Porsche an der Volkswagen AG könnten die erwarteten wirtschaftlichen Risiken bei VW auch das Konzernergebnis bei Porsche belasten, erklärte das Unternehmen. Doch selbst bei Berücksichtigung dieser wirtschaftlichen Risiken gehe Porsche weiterhin unverändert von einem Ergebnis zwischen 0,8 und 1,8 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2015 aus.