Hintergrund Die Abwertung der USA und ihre Folgen

Stand: 07.08.2011 13:54 Uhr

Die Abwertung der US-Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Standard & Poor's wird nach Auffassung von Experten einschneidende Folgen für die USA und die Weltwirtschaft haben. Warum? Und was kostet das eigentlich? Ein Überblick über die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was ist passiert?

Standard & Poor's ist eine der drei weltweit dominierenden Ratingagenturen, die den Risikogehalt von Anleihen bewerten, mit denen sich Staaten, Institutionen und Gebietskörperschaften bei Investoren Geld ausleihen. S&P hat nun anhand seiner Kriterien für die USA die Top-Bewertung AAA, die für völlige Unbedenklichkeit steht, um einen Rang auf AA+ zurückgenommen. Auch die Aussichten sieht S&P nicht mehr so rosig.

Warum wertete S&P die USA ab?

Nach Einschätzung von S&P rechtfertigt der US-Schuldenberg von 14,3 Billionen Dollar und die hinzukommenden Etatdefizite der nächsten Jahre nicht länger die Top-Note, die die USA seit 1941 bei der Agentur genießt. Auch der massive politische Streit in der US-Innenpolitik schaffe nicht das Vertrauen, dass am Ende gemeinsam ein Ende dieser Schuldenpolitik eingeleitet werde.

Sind US-Anleihen nicht mehr sicher?

Doch. Die Note AA+ bedeutet, dass der USA weiterhin die starke Fähigkeit bescheinigt wird, ihren Zahlungspflichten nachzukommen. Das Top-Rating AAA haben ohnehin nicht viele Länder in der Welt. Zu ihnen gehört Deutschland. Die Rendite auf zehnjährige US-Anleihen ist in der vergangenen Woche zudem auf den niedrigsten Stand seit zehn Monaten gefallen - was dafür spricht, dass die Investoren weiter Vertrauen haben.

Gab es nicht einen Schuldenkompromiss in den USA?

Ja, doch darin ist lediglich von Einsparungen von 2,1 Billionen Dollar in den nächsten Jahren die Rede. S&P hält aber Einsparungen von mindestens vier Billionen Dollar für nötig.

Welche Folgen hat die Bonitätsabwertung?

Auf längere Zeit dürften Investoren für den Kauf von US-Staatsanleihen höhere Zinsen wegen höherer Risiken einfordern. Das dürfte in einen allgemeinen Zinsanstieg münden und damit dann auch zu Lasten von Unternehmen und Verbrauchern gehen, die am Markt Kredite aufnehmen. Wenn diese aber höhere Zinsen bezahlen müssen, bleibt ihnen weniger für Investitionen und den Konsum - das Wirtschaftswachstum wird also gedämpft.

Was wird die ganze Sache also kosten?

Die Abwertung durch S&P könnte die Zinsen auf US-Staatspapiere nach Expertenauffassung um bis zu rund 0,7 Prozentpunkte nach oben treiben. Das würde die Finanzierungskosten des Staates um etwa 100 Milliarden Dollar steigen lassen.

Bei wem liegen die US-Staatsanleihen?

Die jüngsten Zahlen des US-Finanzministeriums weisen China als den größten Halter von US-Staatspapieren aus. Auf 1,16 Billionen Dollar soll sich das chinesische Engagement belaufen. Der nächstgrößte Investor ist Japan. China hat die USA in den vergangenen Tagen wiederholt und in harschen Worten gemahnt, seine Schuldenpolitik zu korrigieren. Die Volksrepublik sprach dabei von mehr Diversifikation seiner Anlagen - also der Möglichkeit, stärker in anderen Währungsräumen anzulegen. Allerdings sind auch die Alternativen, wie der Euro-Raum, alles andere als risikolos.

Wird es eine Umschichtung zu höher bewerteten Ländern geben?

Das ist möglich. Einige große Investoren, wie William Gross von PIMCO, habe bereits erklärt, andere Märkte, wie etwa Kanada, böten bessere, solidere Chancen. Allerdings kann der US-Anleihenmarkt allein schon wegen seiner Größe von 35 Billionen Dollar kaum von anderen Märkten ersetzt werden.

Sind die USA vor weiteren Abwertungen sicher?

Alles andere als das. Nicht nur S&P hat den Ausblick für die USA bereits auf "negativ" gestellt, was die Möglichkeit einer weiteren Abwertung in den nächsten zwölf bis 18 Monaten andeutet. Auch die anderen beiden großen Agenturen Moody's und Fitch haben sich diese Möglichkeit vorbehalten, wenn sie auch aktuell noch nicht ihre Top-Ratings geändert haben.

Seit wann genießen die USA Spitzenratings?

S&P hat die USA seit 1941 mit der Best-Note bewertet, bei Moody's genießt das Land seit 1917 die beste Note Aaa und bei Fitch war diese Note seit 1994 für die USA reserviert.

Quelle: Reuters