Umstrittene Bewertung von Hypothekenpapieren US-Regierung verklagt Standard & Poor's

Stand: 05.02.2013 12:18 Uhr

Seit Jahren stehen Ratingagenturen wegen ihrer zu optimistischen Notenvergabe für Hypothekenpapiere im Vorfeld der Finanzkrise in der Kritik. Nun reichte das US-Justizministerium gegen den Branchenprimus "Standard & Poor's" eine Klage ein. Sie betrifft Bewertungen aus dem Jahr 2007.

Die Ratingagentur Standard & Poor's stellt sich wegen der Vergabe von umstrittenen Bonitätsnoten im Zuge der Finanzkrise auf ein Gerichtsverfahren in den Vereinigten Staaten ein. Das US-Justizministerium reichte in Los Angeles eine Klage ein - die sich gegen Bewertungen verschiedener Wertpapiere durch Standard & Poor's im Jahr 2007 richtet, die sich im Rückblick als zu positiv erwiesen hatten. Das US-Justizministerium wirft der Ratingagentur vor, die Risiken bestimmter Wertpapiere bewusst heruntergespielt zu haben. Standard & Poor's drohen im Fall einer Verurteilung Strafzahlungen in Milliardenhöhe.

Standard & Poor's sowie die beiden anderen großen Ratingagenturen Moody's und Fitch hatten die Papiere, die auf faulen US-Immobilienkrediten basierten, lange als unbedenklich eingestuft. Die Ratingagenturen stehen deshalb seit Jahren in der Kritik, entzogen sich Verfahren aber zumeist mit der Begründung, sie hätten lediglich eine Meinung vertreten und keine Kaufempfehlung abgegeben.

Ratingagentur: Vorwürfe "vollkommen ungerechtfertigt"

Standard & Poor's wies die Vorwürfe zurück. Die Klage des Justizministeriums sei "vollkommen ungerechtfertigt", hieß es in einer Erklärung. Auch die US-Regierung habe im Jahr 2007 in ihren eigenen Einschätzungen noch öffentlich kundgetan, dass die Probleme mit den Immobilienpapieren kontrollierbar seien.

Die Klage des US-Justizministeriums gegen S&P ist das bislang schärfste Vorgehen gegen die Ratingagenturen. Nach Informationen des "Wall Street Journal" waren zuvor Gespräche über einen Vergleich gescheitert.

Das Platzen der Immobilienblase in den USA 2007 hatte eine weltweite Krise ausgelöst, weil die faulen Papiere von Bank zu Bank als Geldanlage weitergereicht worden waren. Die US-Regierung legte einen Bankenrettungsfonds in Höhe von bis zu 700 Milliarden Dollar auf, um einen Kollaps des Finanzsystems zu verhindern.