Rückgang im dritten Quartal Spaniens Rezession schreckt Geldgeber nicht ab

Stand: 23.10.2012 17:10 Uhr

Trotz Sparprogrammen wird Spanien in diesem Jahr sein Defizit offenbar weniger drücken als geplant. Denn das Land steckt in der Rezession. Laut Zentralbank schrumpfte die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal um 0,4 Prozent. Trotzdem sammelte die Regierung locker 3,5 Milliarden Euro frisches Geld ein.

Die schwache Wirtschaftsentwicklung gefährdet die Sanierung des spanischen Haushalts. Zwischen Juli und September sank das Bruttoinlandsprodukt laut einer Schätzung der spanischen Zentralbank um 0,4 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Quartal. Der Konjunkturabschwung zieht sich damit seit mehr als einem Jahr hin. Für 2012 wird ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um 1,5 Prozent erwartet. Für 2013 prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF) einen Konjunktureinbruch um weitere 1,3 Prozent.

Die Folgen der Entwicklung sind vor allem auf dem Arbeitsmarkt zu spüren. Die spanische Arbeitslosenquote ist mit 25,1 Prozent die höchste in der EU. Zugleich erschwert die Rezession aber auch den Abbau des spanischen Defizits. Denn für die Berechnung der relevanten Defizitquote ist neben der Neuverschuldung auch die Wirtschaftsleistung entscheidend.

Defizit offenbar höher als befürchtet

Für das laufende Jahr hatte die Regierung in Madrid mit den EU-Partnern ein Defizit von höchstens 6,3 Prozent vereinbart. Wie die Zeitung "El Confidencial", soll die Regierung mittlerweile aber Brüssel darüber informiert haben, dass das Defizit bei 7,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen werde. Erst gestern war die Defizitquote für 2011 aufgrund neuer Daten offiziell von 8,5 auf 9,4 Prozent nach oben korrigiert worden. 2013 plant Spanien, die Neuverschuldung auf 4,5 Prozent des Wirtschaftsleistung zu begrenzen. Die Zentralbank bewertete dieses Ziel in ihrem neuesten Bericht als "sehr ambitioniert". Der IWF schätzt, dass das spanische Defizit 2013 bei 5,7 Prozent liegen wird.

Trotz der Rückschläge bei der Haushaltssanierung gelang es dem hoch verschuldeten Land problemlos, sich frisches Geld zu leihen. Die Versteigerung von Anleihen spülte mehr als 3,5 Milliarden Euro in die Staatskassen. Für Papiere mit einer Laufzeit von drei Monaten musste die Regierung einen Zinssatz von 1,42 Prozent bieten. Das war etwas mehr als September. Dagegen sank der Zinssatz für Papiere mit sechsmonatiger Laufzeit um 0,2 Punkte auf 2,0 Prozent.