Frankreich setzt sich durch Bini Smaghi gibt Posten im EZB-Direktorium ab

Stand: 10.11.2011 21:36 Uhr

Die Personalquerelen um Bini Smaghi bei der Europäischen Zentralbank, EZB, sind beendet. Der Italiener gibt seinen Direktorenposten ab. Die französische Regierung bestand auf seinem Rückzug, nachdem mit Draghi ein Italiener EZB-Chef geworden war. Bini Smaghi wechselt an die US-Universität Harvard.

Der Italiener Lorenzo Bini Smaghi wechselt in die Wissenschaft. Er gibt seinen Posten im Direktorium der Europäischen Zentralbank, EZB, vorzeitig ab. Zum 1. Januar 2012 geht er an die US-Eliteuniversität Harvard und wird dort am Center for International Affairs tätig sein. Damit endet an der Spitze der EZB ein Personalstreit zwischen Italien und Frankreich. Begonnen hatten die Querelen mit der Wahl des Italieners Mario Draghi zum neuen EZB-Präsidenten.

Französische Regierung erhöht Druck auf Bini Smaghi

Nach dem turnusmäßigen Abgang von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet Anfang des Monats war in dem sechsköpfigen EZB-Direktorium kein Franzose mehr vertreten. Italien verfügte jedoch über zwei Mitglieder - nämlich über Draghi und Bini Smahgi. Es ist allerdings ein ungeschriebenes Gesetz, dass kein Land zeitgleich zwei Sitze in dem Gremium inne haben soll. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hatte deutlich gemacht, dass er die italienische Dominanz im EZB-Direktorium nicht tolerieren werde.

Bini Smaghi hatte sich im Juni dazu bereit erklärt, den EZB-Posten aufzugeben. Er knüpfte dieses Angebot jedoch an die Forderung, dass er Draghis Nachfolger an der Spitze der italienischen Zentralbank wird. Silvio Berlusconi hatte diesen Posten allerdings dem stellvertretenden Generaldirektor der Banca d'Italia, Ignazio Visco, versprochen. Erst nach einem eindringlichen Appell Berlusconis war Bini Smaghi offenbar bereit, seinen Posten in der Europäischen Zentralbank zu räumen. EZB-Chef Draghi dankte seinem Landsmann nach dessen Rücktritt für die geleistete Arbeit.

Die französische Regierung ist am Zug

Der freigewordene Posten im EZB-Direktorium geht an Frankreich. Wen die Regierung in Paris zum Jahreswechsel in das Gremium entsenden wird, steht allerdings noch nicht fest. Ebenfalls neu im EZB-Direktorium ist der deutsche Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen. Er ersetzt EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark, der im September seinen Rückzug angekündigte.