Reyal Urbis meldet Insolvenz an Spanien steht vor der nächsten Mega-Pleite

Stand: 19.02.2013 17:29 Uhr

Die Krise auf dem spanischen Immobilienmarkt hat ein weiteres Unternehmen in den Abgrund gerissen: Die hochverschuldete Immobilienfirma Reyal Urbis meldete Insolvenz an. Es könnte der zweitgrößte Pleitefall in Spaniens Wirtschaftsgeschichte werden.

Von Reinhard Spiegelhauer, ARD-Hörfunkstudio Madrid

Es ist inzwischen etwa fünf Jahre her, dass die riesige Immobilienblase in Spanien geplatzt ist - und noch immer gibt es gewaltige Schockwellen: Erst vor einem guten halben Jahr hatte Spanien bei der EU Milliarden-Hilfskredite für seine Banken beantragt, nun bricht einer der verbliebenen Immobilienvermarkter mit großem Getöse in sich zusammen. Mehr als dreieinhalb Milliarden Euro Schulden hat Reyal Urbis. Die Aktiva liegen bei wenig mehr als vier Milliarden Euro.

Die Gläubiger von Reyal Urbis sind vor allem die spanische Großbank Santander und die teilverstaatlichte Bankia - genauer gesagt: die ausgegliederte Bad Bank. Dazu kommen nicht unerhebliche Steuerschulden an den spanischen Staat.

Alles steht still

Um zumindest einen Teil dieser Steuerschuld begleichen zu können, hatte Reyal von den Banken eine vergleichsweise lächerliche neue Linie von 30 Millionen erbeten, doch die weigerten sich - das war wahrscheinlich gleichbedeutend mit dem Griff zur Abrissbirne. Die Geschäftsleitung erklärte, die Gesellschaft sei zahlungsunfähig und werde freiwilligen Konkurs anmelden. "Sämtliche Aktivitäten der Gesellschaft kommen damit zum Stillstand, auch alle noch laufenden Bauvorhaben", erklärt Immobilienexperte Mikel Echavarren die unmittelbaren Folgen. "Es werden keine Wohnungen mehr verkauft, keine Schlüssel fertiger Wohnungen übergeben. Und die Lieferanten und Handwerker müssen abwarten."

Reinhard Spiegelhauer, R. Spiegelhauer, ARD Madrid, 19.02.2013 18:37 Uhr

Reyal Urbis kämpft seit Jahren mit wachsenden Schulden. Zum einen, weil viele Immobilien nach dem Platzen der Immobilienblase enorm an Wert verloren haben. Zum anderen, weil neue Wohnungen nicht die ursprünglich eingeplanten Erlöse erzielen oder gänzlich unverkäuflich sind. Seit einer ersten Neuordnung der Schulden vor drei Jahren baute Reyal keine neuen Wohnungen mehr, die Gesellschaft sitzt aber noch immer auf 780 fertigen Wohneinheiten, die keine Käufer finden.

Die Verhandlungen über eine weitere Neuordnung der Schulden, die bereits seit dem vergangenen Jahr liefen, sind nun offenbar gescheitert. Damit droht die zweitgrößte Insolvenz in der spanischen Wirtschaftsgeschichte. Vor viereinhalb Jahren hatte sich der Immobilienkonzern Martinsa-Fadesa mit den Gläubigern auf eine Zehn-Jahres-Frist für die Rückzahlung seiner Schulden geeinigt, damals ging es um mehr als sieben Milliarden Euro.

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 19. Februar 2013 um 17:18 Uhr im Deutschlandfunk.