Bundeskanzlerin zu Treffen in Portugal Tausende protestieren gegen Merkel

Stand: 12.11.2012 23:00 Uhr

Kanzlerin Merkel hat in Portugal die Fortschritte in dem Land und das "mutige Handeln" der Regierung gelobt. Auch Ministerpräsident Coelho verteidigte den Spar- und Reformkurs seiner Regierung. Währenddessen demonstrierten Tausende Menschen gegen Merkel.

Von Reinhard Spiegelhauer, ARD-Hörfunkstudio Madrid, zzt. Lissabon

Am Abend waren es immerhin um die 2000 bis 3000 Menschen, die in der Altstadt gegen ihre eigene Regierung, die Troika und Angela Merkel demonstrierten. Aufgerufen dazu hatte der linksorientierte Gewerkschaftsbund CGTP. Generalsekretär Armenio Carlos war empört: "Wir haben nichts gegen die Person Angela Merkels, aber alles gegen die Politik, die sie in der EU propagiert, und gegen die unterwürfige Politik, die unsere Regierung weiterhin verfolgt."

Reinhard Spiegelhauer, R. Spiegelhauer, ARD Madrid, 12.11.2012 21:49 Uhr

Kleinere Proteste als erwartet

Insgesamt fielen die Proteste gegen den Besuch von Angela Merkel deutlich kleiner aus, als viele im Vorfeld erwartet hatten. Aus den Reihen der Demonstranten hieß es, manche hätten den Kampf gegen die Sparpolitik inzwischen resigniert aufgegeben. Dieser junge Mann zählt nicht dazu: "Wir sind hier, um gegen Merkel zu protestieren, gegen die Regierung, die das Land verraten hat und nicht die Interessen der Menschen vertritt. Das ist doch alles eine konzertierte Aktion, mit dem Ziel, das Land auszurauben und die Löhne zu drücken."

Diesen Mann dürfte Ministerpräsident Passos Coelho kaum überzeugt haben, als er bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Merkel den harten Spar- und Reformkurs seiner Regierung erneut verteidigte: "Es ist die Zukunft Portugals, die auf dem Spiel steht, deswegen wenden wir unsere Anpassungsmaßnahmen an. Es geht um unser aller Zukunft, Portugal muss diese Krise überwinden."

Die Bundeskanzlerin zeigte sich von den Protesten, die schon vor der Reise angekündigt worden waren, wenig beeindruckt. Reformen und Sparmaßnahmen seien schmerzhaft, das wisse sie, aber alternativlos, so Merkel sinngemäß. Sie lobte die Regierung von Ministerpräsident Coelho und bemühte sich, die portugiesische Seele anzusprechen, indem sie an die Entdecker- und Seefahrertradition der Portugiesen erinnerte.

Sie sei sich sicher, dass Portugal auf einem guten Weg sei, so die Kanzlerin in Lissabon. "Sie haben immer den Blick in die weite Welt gehabt, sie haben nie sich nur auf ihr Zuhause konzentriert, sondern sind immer mit der Welt in Verbindung gewesen, und deshalb glaube ich auch, dass Portugal das schaffen wird, diesen schweren Prozess."

Die portugiesische Regierung und heimische Unternehmen warben am Abend bei einem deutsch-portugiesischen Unternehmertreffen um deutsche Investitionen. Merkel versprach den Portugiesen Unterstützung bei Ausbildungsprogrammen.