Jungunternehmer trotzen Krise Mit dem Sparzwang der Griechen Geld verdienen

Stand: 29.01.2012 13:33 Uhr

Im hoch verschuldeten Griechenland stehen die Zeichen auf Sparen. Zugleich steigen viele Preise. Das bietet jungen Firmengründern auch Chancen - etwa im Bereich der Energieeffizienz. Doch der Weg zur Selbstständigkeit inmitten der Krise ist schwierig. Viele wandern lieber aus.

Von Thomas Bormann, ARD-Hörfunkstudio Istanbul

Ein Hotel mit Swimming-Pool und Ferienwohnungen auf der Halbinsel Peloponnes. Im Sommer tummeln sich hier 2400 Touristen. Sie genießen die Sonne, aber sie drehen in ihren Zimmern auch die Klimaanlagen auf volle Leistung. Die Hotel-Manager stöhnen regelmäßig über die Stromrechnung: 400.000 Euro im vergangenen Jahr.

Enorme Einsparungen möglich

Nikolao Giannotis von der frisch gegründeten Firma ENISTEC kann da helfen. "Die können 20, 30 oder sogar 40 Prozent einsparen, je nachdem, was sie investieren. So sparen sie Energie und Geld", sagt er. Eine bessere Isolierung und Sonnenblenden vor den Fenstern kosten nicht viel. Aber die Klimaanlagen müssen dann weniger arbeiten. Die Anlagen-Technik wird auch verfeinert. Und eine intelligente Schaltung mit Bewegungsmeldern knipst das Licht in allen Räumen aus, in denen niemand mehr ist. Schon sinkt die Stromrechnung im Touristenhotel um 100.000 Euro im Jahr.

Giannotis, ein 35-jähriger Elektro-Ingenieur, rechnet mit seinen beiden Mitstreitern durch, welche Investition wie viel Einsparung bringt. Er kümmert sich dann auch darum, dass die Energiespartechnik eingebaut wird. An möglichen Kunden mangelt es nicht. "In einem Krankenhaus, das wir besucht haben, sagten sie uns, sie geben 100.000 Euro im Monat für Elektrizität aus", berichtet er. Auch dieses Krankenhaus könnte Zehntausende Euro sparen, und zwar Monat für Monat. Aber noch hat sich die Krankenhausleitung nicht entschlossen, ob sie den Auftrag für ein Energiesparkonzept erteilt.

Thomas Bormann, T. Bormann, ARD Istanbul, 29.01.2012 11:49 Uhr

Firmengründung in Griechenland schwierig

Leicht sei es derzeit nicht, in Griechenland eine Firma zu gründen, sagt Nikolaos Kompagnon Gregory Tsiklos. Er hatte ein paar Jahr in England als Ingenieur gearbeitet und kam erst vor kurzem in seine alte Heimatstadt Athen zurück. "Ich wusste, dass es schwer sein würde", sagt Tsiklos. "Aber ich hätte nie gedacht, dass es so schlecht sein wird."

Dennoch: Die ersten Aufträge für die neue Firma ENISTEC trudeln allmählich ein. "Wir sind optimistisch, wir wollen es schaffen, wir machen weiter und hoffen das beste", sagt Giannotis. Die Krise bietet den jungen Firmengründern auch eine Chance. Denn viele Firmen in Griechenland müssen jetzt Kosten sparen, wissen aber nicht wie. Da sehen die Ingenieure mit ihrem Know-How ihre Marktlücke.

Stromkosten steigen

Noch ist Strom in Griechenland durch staatliche Zuschüsse vergleichsweise billig. Der Preis steigt jetzt aber. "Je höher die Stromkosten sind, desto besser wird es für unsere Firma, in den Markt zu gehen", sagt Giannotis . "Es wäre also gut für uns, wenn der Strom teurer wird, aber: Genau betrachtet sind hohe Kosten immer schlecht für die Wirtschaft, also weiß ich nicht, ob wir uns das wünschen sollen." 

Nicht nur die Wirtschaftskrise macht ihnen den Schritt in die Selbstständigkeit schwer. "Das größte Problem für Firmengründer in Griechenland ist die Bürokratie. Du musst hier die Ochsentour machen, von Amt zu Amt rennen, bis du endlich alle Bescheinigungen zusammen hast und dich ans Werk machen kannst", erzählt Giannotis.

Viele Jungunternehmern wandern aus

Klar, dass da nur wenige junge Griechen den Weg in die Selbstständigkeit wagen. Viele ziehen es vor, auszuwandern nach Australien oder Kanada. Dort gibt es Arbeit, dort ist es auch leichter, eine eigene Firma aufzumachen. Aber da schütteln Gregory und Nikolao die Köpfe. Jemand müsse doch auch hier bleiben und etwas Gutes tun, etwas in die Tat umsetzen, etwas Nachhaltiges schaffen, sagt Nikolao. Er kann zwar verstehen, dass so viele seiner Altersgenossen auswandern, für ihn aber wäre das nichts. Er möchte, so sagt er und nickt sich dabei selbst zu, er möchte in die Zukunft seines eigenen Landes investieren.