Händler an der New York Stock Exchange
marktbericht

DAX wieder über 16.000 Ein Tag für Optimisten

Stand: 12.07.2023 22:18 Uhr

Es war ein Börsentag, von dem Optimisten träumen. Die aktuellen Inflationsdaten aus den USA beflügelten die Märkte. Dem DAX gelang die Rückeroberung der 16.000-Punkte-Marke.

Der wohl wichtigste Termin der Börsenwoche fiel ganz im Sinne der Investoren aus. Mit 3,0 Prozent erreichte die mit Spannung erwartete US-Inflationsrate im Juni den geringsten Wert seit März 2021. Das beschleunigte die jüngste Kurserholung an den Börsen. Der Dow Jones legte daraufhin um weitere 0,25 Prozent zu. Zwischenzeitlich hatte der Leitindex noch deutlich höher im Plus notiert.

Deutlich besser schnitten die zinssensitiveren Technologiewerte ab. Der Nasdaq 100 ging 1,24 Prozent höher aus dem Handel.

Auch wenn der inflationäre Druck weiter erheblich ist, steigt mit der rückläufigen Inflationsrate die Wahrscheinlichkeit, dass die Währungshüter der Federal Reserve (Fed) ihren Zinserhöhungskurs in absehbarer Zeit beenden. "Die politischen Implikationen sind klar, die Fed befindet sich am oder kurz vor dem Ende dieses Zinserhöhungszyklus", sagte Art Hogan vom Vermögensverwalter B Riley Wealth. Das nächste Zinstreffen der Fed findet am 25. und 26. Juli statt und könnte möglicherweise bereits die letzte Zinserhöhung bringen.

Der am Abend veröffentlichte Konjunkturbericht der Fed (Beige Book) brachte hierzu kaum neue Erkenntnisse. Die wirtschaftliche Aktivität habe seit Ende Mai leicht zugenommen, heißt es darin. Die Einschätzung ist damit etwas positiver ausgefallen als zuletzt Ende Mai. Zuletzt hätten einige Regionen berichtet, dass sich das Tempo bei den Preisanstiegen etwas verlangsamt habe.

Vier Tage mit Verlusten, dann vier mit Gewinnen: Auch der deutsche Aktienmarkt bot zuletzt eine Menge Aufregung. Der DAX gewann 1,47 Prozent und überschritt erstmals seit Dienstag vergangener Woche wieder die Marke von 16.000 Punkten. "Das ist der ersehnte Befreiungsschlag", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners zu den US-Inflationsdaten.

Update Wirtschaft vom 12.07.2023

Bettina Seidl, HR, tagesschau24, 12.07.2023 09:00 Uhr

Nach Veröffentlichung der US-Inflationsdaten schoss der Euro nach oben. Mit Kursen bis 1,1139 Dollar stieg die Gemeinschaftswährung auf den höchsten Stand seit März 2022. Allgemein wird erwartet, dass die europäische Geldpolitik noch größeren Zinserhöhungsbedarf hat, was den Euro als Anlagewährung attraktiver macht. Die Feinunze Gold kostete am späten Abend 1957 Dollar.

Die Ölpreise erreichten ebenfalls das höchste Niveau seit gut zwei Monaten. Am späten Abend kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im September 80,10 Dollar. Das ist ein Prozent mehr als am Tag zuvor. Auftrieb erhalten die Preise seit Tagen von der Aussicht auf ein geringeres Angebot. Die beiden großen Förderländer Saudi-Arabien und Russland haben für August entsprechende Schritte angekündigt.

In den USA sind die Ölreserven in der vergangenen Woche derweil überraschend gestiegen. Die Bestände an Rohöl legten zur Vorwoche um 6,0 Millionen auf 458,1 Millionen Barrel zu. Die tägliche Ölproduktion fiel um 0,1 Millionen auf 12,3 Millionen Barrel.

Am Abend schraubte BASF nach einem schwachen Quartal seine Prognosen für das laufende Jahr zurück. Der weltgrößte Chemiekonzern rechnet nun nur noch mit einem Umsatz zwischen 73 und 76 Milliarden Euro sowie einem bereinigten operativen Ergebnis (Ebit) zwischen 4,0 und 4,4 Milliarden. Bislang hatte BASF mit einem Ebit-Rückgang auf 4,8 bis 5,4 Milliarden Euro und einem Umsatz von 84 bis 87 Milliarden gerechnet. Im zweiten Quartal sank der Umsatz laut vorläufigen Berechnungen im Jahresvergleich um ein Viertel auf 17,3 Milliarden Euro. Das Ebit vor Sondereinflüssen traf mit einem Rückgang um mehr als die Hälfte auf 1,007 Milliarden Euro die Erwartungen. Der Gewinn brach auf 499 Millionen Euro ein. Experten hatten 729 Millionen Euro erwartet. Ein Jahr zuvor hatte der DAX-Konzern noch gut zwei Milliarden verdient.

Auch Continental veröffentlichte überraschend vorläufige Eckdaten zum abgelaufenen zweiten Quartal. Der Umsatz des Autozulieferers lag in den Monaten April bis Juni bei 10,4 Milliarden Euro und damit in etwa auf Höhe der Erwartungen. Insgesamt erwirtschaftete Conti vor allem dank des starken Reifengeschäfts eine um Sondereffekte bereinigte operative Marge von 4,8 Prozent - rund einen Prozentpunkt schwächer als von Experten geschätzt. Im Autozulieferbereich sei das operative Geschäft dagegen defizitär gewesen. Der DAX-Konzern bestätigte aber den Jahresausblick für die Sparte. Angaben zum Nettogewinn machte Conti zunächst nicht.

Angesichts gut laufender Geschäfte zeigte sich Südzucker zuversichtlich für das laufende Quartal (bis Ende August). Der Vorstand erwartet einen deutlichen Anstieg des operativen Ergebnisses. Vor einem Jahr hatte der Konzern in dem Zeitraum 230 Millionen Euro ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 230 Millionen Euro erzielt. Das operative Ergebnis hatte sich auf 153 Millionen Euro belaufen. Die Konzerntochter CropEnergies musste hingegen die Erwartungen dämpfen. Der Biosprithersteller rechnet mit einem deutlichen Ergebnisrückgang im Quartal. Südzucker wiederum hatte erst vor einer Woche seine Jahresprognose nach einem starken ersten Quartal angehoben.

About You legten um bis zu 40 Prozent auf 6,06 Euro zu und markierten damit einen Rekordkurssprung. Vor allem dank gesenkter Marketing-Ausgaben erzielte das Unternehmen im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2022/23 ein operatives Ergebnis von 4,2 Millionen Euro nach einem Verlust von 28,8 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Der überraschende Sprung in die Gewinnzone von About You verhalf auch dem Mitbewerber Zalando zu einem deutlichen Kursplus. Die Aktien des Online-Modehändlers zogen an der DAX-Spitze um über zehn Prozent an.

Die FMC-Aktie stieg auf den höchsten Stand seit fast einem Jahr. Grund war eine neue Kaufempfehlung von Goldman Sachs. Mit der Kurserholung seit dem Tief von Ende Oktober hat das Papier mittlerweile gut die Hälfte der vorangegangenen Einbußen seit April 2022 wieder aufgeholt.

Nach einer Hochstufung gehörten Infineon-Papiere zu den größten DAX-Gewinnern. Die Analysten von Jefferies haben die Titel von "Underperform" auf "Hold" hochgesetzt und das Kursziel von 28 auf 40 Euro angehoben. In den kommenden beiden Jahren rechnet Analyst Janardan Menon mit einem starken Ergebniswachstum und einer massiven Neubewertung der Aktien.

Der Autobauer Porsche hat im ersten Halbjahr 167.354 Fahrzeuge ausgeliefert - rund 15 Prozent mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres. In Europa und auf dem Heimatmarkt konnte die Porsche AG die meisten Zuwächse verbuchen. In Deutschland wuchs die Zahl der ausgelieferten Fahrzeuge im ersten Halbjahr um gut 24 Prozent.

Für den Formel-1-Einstieg 2026 stellt die VW-Tochter Audi ihr Motorsport-Engagement in allen anderen Bereichen praktisch ein. Eine finanzielle Unterstützung für Kundenteams im Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) und bei 24-Stunden-Rennen wie auf dem Nürburgring oder in Spa-Francorchamps wird es demnach nicht mehr geben. Auch das Werksprojekt bei der Rallye Dakar wird nach 2024 beendet.

Die Deutsche Post DHL will in Lateinamerika wachsen. Die Tochter DHL Supply Chain investiert daher bis 2028 rund 500 Millionen Euro in der Region, wie der Bonner Konzern auf Anfrage mitteilte. Die Gelder sollen für den Ausbau von Infrastruktur und Transportkapazitäten eingesetzt werden. Zuvor hatte die "Financial Times" darüber berichtet.

Der Arzneimittelhersteller Stada verstärkt sich im Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten und übernimmt dafür weitere Marken vom französischen Pharmakonzern Sanofi, darunter das gesamte Sortiment der Marke Antistax gegen Venenleiden. Angaben zum Kaufpreis machte das Unternehmen nicht. Im vierten Quartal soll der Kauf abgeschlossen werden.

Microsoft ist der Übernahme des Videospiele-Riesen Activision Blizzard ein großes Stück näher gerückt. Ein Richter in San Francisco wies gestern den Antrag der US-Regierung ab, den Deal mit einer einstweiligen Verfügung zu blockieren. Microsoft denkt nun über neue Zugeständnisse an die britische Wettbewerbsaufsicht CMA nach. Ihr Widerstand ist die letzte Hürde für die rund 69 Milliarden Dollar teure Übernahme.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 12. Juli 2023 um 09:00 Uhr.