EU senkt Fangquoten Weniger Hering und Dorsch

Stand: 15.10.2019 07:45 Uhr

Die deutschen Ostsee-Fischer werden im kommenden Jahr seltener das Netz auswerfen dürfen. Die EU-Fischereiminister haben die Fangquoten für Hering und Dorsch deutlich gesenkt. Umweltschützer halten das für zu wenig.

Die Fischbestände in der Ostsee sind zum Teil auf einem gefährlich niedrigen Stand. Deshalb hat die EU die Fangquote für das kommende Jahr erneut gesenkt. Die für Deutschland wichtigen Heringsbestände in der westlichen Ostsee dürften demnach um 65 Prozent weniger befischt werden, hieß es nach dem Treffen in Luxemburg.

Die Fangmengen für den westlichen Dorsch werden um 60 Prozent reduziert. Auch für Dorsch-Freizeitfischer sollen künftig strengere Auflagen gelten. Sie dürfen 2020 lediglich fünf Exemplare am Tag statt bislang sieben aus dem Wasser ziehen. Im Februar und März sollen es sogar nur zwei sein. Deutschland hatte sich im Vorfeld der Beratungen gegen eine aus seiner Sicht übermäßige Senkung der Fangquoten gewehrt.

"Fischbestände in einem alarmierenden Zustand"

Es seien schwierige aber notwendige Entscheidungen gewesen, sagte EU-Fischereikommissar Karmenu Vella nach der Einigung. "Viele baltischen Fischbestände und Ökosysteme sind in einem alarmierenden Zustand." Es gebe Sorgen um die Umwelt aber auch um an der Ostsee gelegene Gemeinden, die für ihren Lebensunterhalt auf diese Ökosysteme angewiesen seien.

Fischfang in der Ostsee

Umweltschützer warnen: Die negativen Folgen der Klimakrise machen sich bei den Beständen von Dorsch und Hering bemerkbar.

"Es wird ernste kurzfristige Wirtschaftsfolgen für einige Fischer geben", sagte Vella weiter. Die Kommission werde daher Hilfsmöglichkeiten prüfen. Zum ersten Mal gebe es außerdem eine schriftliche Erklärung der Ostsee-Staaten, weitere Ursachen für den schlechten Zustand der Dorschbestände anzugehen, sagte er. Dazu zählten etwa Verschmutzungen und Lebensraumverschlechterungen durch Industrie und Landwirtschaft.

Umweltschützer fordern komplettes Fangverbot

Umweltschützer reagierten weitgehend enttäuscht. Für den Dorsch in der östlichen Ostsee sei ein absolutes Fangverbot nötig, um den dezimierten Bestand zu retten, teilte die Meeresschutzorganisation Oceana mit. Auch für den westlichen Hering müsse ein Fangverbot verhängt werden, um gravierende Folgen zu verhindern. Die Reduzierungen beim westlichen Dorsch seien hingegen zu begrüßen, erklärte Oceana-Europadirektorin Pascale Moehrle.

Die Bundesregierung hatte sich im Vorfeld gegen die aus ihrer Sicht übermäßige Senkung der Fangquoten gewehrt. "Unsere Fischer sind massiv unter Druck", sagte Klöckner am Montag vor dem Treffen der EU-Agrar- und Fischereiminister. Sie befürchte Betriebsstilllegungen. Auch die für den Freizeit-Dorschfang vorgeschlagene Höchstmenge bezeichnete bezeichnete sie als nicht akzeptabel. "Dies könnte einer Schließung des Angeltourismus an der deutschen Ostseeküste gleichkommen."

Fangquoten

Die Heringsbestände in der westlichen Ostsee dürfen künftig um 65 Prozent weniger befischt werden.

Die EU-Fischereiminister legen in jedem Jahr die sogenannten zulässigen Gesamtfangmengen fest. Die EU-Kommission macht dafür Vorschläge auf der Grundlage wissenschaftlicher Empfehlungen, in denen der Zustand einzelner Bestände untersucht wird. Die Gesamtfangmengen werden unter den EU-Staaten dann als nationale Quoten verteilt. Wenn das in einer Quote erlaubte Kontingent ausgeschöpft wurde, darf das jeweilige Land dort vorübergehend keine Fische mehr fangen.

Helga Schmidt, Helga Schmidt, ARD Brüssel, 15.10.2019 09:22 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 15. Oktober 2019 um 07:45 Uhr in den Nachrichten.