500 Milliarden Euro Kredite zu niedrigem Zinssatz EZB-Geldschwemme für Europas Banken

Stand: 21.12.2011 12:57 Uhr

Die EZB stützt das angeschlagene Bankwesen mit dreijährigen Krediten über fast 500 Milliarden Euro - und das zu einem Zinssatz von einem Prozent. Das Geld fließt 523 Banken in der Eurozone zu. Sie bekamen so viel Geld, wie sie wollten, denn die EZB hatte zuvor versprochen, sämtliche Kreditanfragen zu erfüllen.

Insgesamt 523 Banken des Euroraums haben sich bei der Europäischen Zentralbank (EZB) fast eine halbe Billion Euro längerfristig geliehen. Zu einem Zinssatz von einem Prozent stellte die Bank 489,2 Milliarden Euro für einen Zeitraum von bis zu drei Jahren zur Verfügung. Das ist deutlich mehr als erwartet. Im Schnitt hatten Bankvolkswirte mit rund 300 Milliarden Euro gerechnet.

Die EZB hatte die Maßnahme parallel zu ihrer vergangenen Zinssenkung angekündigt, um eine Verschärfung der Krise im Banksektor - und in der Realwirtschaft - zu verhindern. Nun ging das erste von insgesamt zwei solcher ungewöhnlich langen Geschäfte über die Bühne. Bisher wurden solche Kredite von der EZB für ein Jahr zur Verfügung gestellt.

Verdeckte Staatsfinanzierung?

Die Geldinstitute leihen sich derzeit aus Angst vor Risiken in den Bilanzen nur ungern gegenseitig Geld. Zudem ist der Markt für neue Bankanleihen, mit denen die Häuser Fremdkapital aufnehmen könnten, fast ausgetrocknet. Experten befürchten daher, dass die Banken die Kreditversorgung der Unternehmen drastisch einschränken könnten - da im kommenden Jahr aber Kredite über Hunderte Milliarden Euro neu aufgenommen werden müssen, könnte eine solche Kreditklemme die Realwirtschaft in massive Bedrängnis bringen. Die langlaufenden EZB-Kredite sollen den Banken daher nun Planungssicherheit bieten und bei der Abwendung dieser Gefahr helfen.

Einige Ökonomen sehen in dem Kreditprogramm der EZB auch eine indirekte Staatsfinanzierung. Denn mit den günstig verzinsten Krediten, die die Banken von der EZB erhalten, könnten diese deutlich höher verzinste Staatsanleihen von Euro-Sorgenkindern kaufen und damit einen respektablen Gewinn einstreichen. Also würde die EZB auch den an den Märkten unter Druck geratenen Krisenländern helfen - denn auch hier stehen in den kommenden Monaten Hunderte Milliarden Euro an Krediten, die die Staaten neu aufnehmen müssen. Allerdings bestreitet die Notenbank solche Absichten.

Bankenverband sieht wichtigen Schritt

Die Privatbanken in Deutschland sehen in der Geldschwemme der EZB einen wichtigen Schritt im Kampf gegen eine Kreditklemme. Damit werde die Liquiditätsversorgung des europäischen Bankensektors entscheidend verbessert, erklärte Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands. Das erleichtere den Banken in einer schwierigen Phase die Refinanzierung - gerade zusammen mit den anderen Liquiditätshilfen, die die EZB bereits Anfang Dezember beschlossen habe.

"All das sind wichtige und richtige Schritte, um der Gefahr einer Kreditklemme im Euro-Raum zu begegnen", betonte Kemmer. Er warnte aber vor verführtem Optimismus: "Dies sind alles Notmaßnahmen, die einen funktionsfähigen Interbankenmarkt nicht ersetzen können", sagte Kemmer. Es müsse weiter alles getan werden, um das Vertrauen in das Bankensystem wieder herzustellen.