Leitzins nur noch alle sechs Wochen Die EZB entschleunigt sich

Stand: 03.07.2014 17:35 Uhr

Weniger Stress an den Märkten, mehr Ruhe für Entscheidungen: Die EZB will ab 2015 nur noch alle sechs Wochen über den Leitzins entscheiden. Außerdem will sie die Sitzungsprotokolle schnell veröffentlichen, statt damit 30 Jahre zu warten. Der Leitzins bleibt bei 0,15 Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) stemmt sich gegen die von Erwartungen an die Währungshüter geleiteten Aufs und Abs an den Finanzmärkten. Um nicht jeden Monat von Spekulationen getriebene Bewegungen an den Märkten zu provozieren, wird sie ab 2015 nicht mehr monatlich, sondern nur noch alle sechs Wochen über die Leitzinsen für die Eurozone entscheiden. EZB-Präsident Mario Draghi sagte, den bisher monatlichen Rhythmus habe man zuletzt als "einfach zu dicht" empfunden.

"Jeden und jeden Monat" werde an den Märkten die Erwartung erzeugt, die EZB solle handeln, führte Draghi aus. "Aber die EZB kann und sollte nicht jeden Monat handeln", betonte er. Dafür sei die aktuelle Situation in der Eurozone zu komplex. Allein schon der Umstand, dass es regelmäßig derartige Erwartungen an die EZB gebe, rufe ein gewisses kurzfristiges Marktverhalten hervor, "das wenig oder nichts mit den Grundlagen an den Märkten zu tun" habe.

Darüber hinaus gebe es auch noch einen "eher logistischen" Grund für die Verlängerung der Abstände: Die Notenbanker hätten sich dafür entschieden, ab 2015 Berichte zu jeder Leitzinssitzung zu veröffentlichen, kündigte Draghi an. Veröffentlicht werden sollen diese noch bevor die nächste Zinssitzung ansteht. Das alle vier Wochen zu bewerkstelligen, "wäre ein wenig kompliziert geworden", sagte Draghi. Bislang liegen die Mitschriften 30 Jahre unter Verschluss.

Leitzins bleibt unten

Die EZB-Leitzins-Entscheidung für Juli fiel indes so aus, wie Analysten erwartet hatten: Die Währungshüter hielten an den zuletzt im Juni gesenkten Leitzinsen fest. Der Zinssatz, zu dem sich Banken bei der EZB mit Geld versorgen, bleibt demnach bei 0,15 Prozent. Für kurzfristige Einlagen bei der EZB müssen Institute weiter einen Strafzins von 0,1 Prozent zahlen. Die Währungshüter wollen damit die Kreditvergabe in der Eurozone und das Wirtschaftswachstum ankurbeln und die weiterhin niedrige Inflation nach oben treiben. Zuletzt lag die Teuerungsrate in der Eurozone bei 0,5 Prozent.

Die EZB erwarte, dass die Inflation in diesem Jahr noch niedrig bleibe, bevor sie 2015 und 2016 wieder anziehe in Richtung des Zielwertes von knapp unter zwei Prozent, sagte Draghi. Helfen soll dabei auch ein im Juni verkündetes Programm mit zweckgebundenen Notenbankkrediten. Details für dieses Konstrukt habe die EZB nun festgelegt. Erstmals sollen sich Banken demnach im September und im Dezember Geld bei der EZB leihen können, um es als Kredite weiterzugeben. Immobiliendarlehen sind davon aber ausgeschlossen.