Ein Apple iPhone-Bildschirm zeigt die Threads-App neben der Twitter-App.
analyse

Neuer Twitter-Konkurrent Was kann Threads - und was nicht?

Stand: 07.07.2023 11:11 Uhr

Einiges bei der neuen App Threads von Mark Zuckerberg erinnert an den Rivalen Twitter. Doch es gibt auch Unterschiede. Für den Erfolg könnte entscheidend sein, welche Funktionen noch folgen.

Sie ist schon die "Twitter-Killer-App" genannt worden. Gemeint ist Threads, die neue Plattform von Mark Zuckerbergs Meta-Konzern. Threads kommt in einer Zeit, in der Twitter auf immer wackligeren Beinen zu stehen scheint. Aber reicht das aus, um Twitter auch nachhaltig zu verdrängen?

Zumindest der Start von Threads ist für Meta ein Erfolg. "Wow", schrieb Zuckerberg in seinem neuen Netzwerk - 30 Millionen hätten sich bei Threads in nicht mal 24 Stunden angemeldet. Aber: "Wir müssen noch viel tun, um die App weiterzuentwickeln." 

Ohne Instagram-Account geht es nicht

Threads größter Vorteil: Die App ist mit Metas Instagram-Plattform verknüpft. Wer Threads nutzen möchte, muss aber auch einen Instagram-Account haben. Die Anmeldung geht dann in ein paar Sekunden.

Die bestehenden Verbindungen können mitgenommen werden - auch das ein Grund, warum die App schon so viele Nutzer hat. Aber: Laut ersten Tests lässt sich Threads nur komplett löschen, wenn Instagram mitgelöscht wird.

Ähnliche Timeline, keine Hashtags

Die Gemeinsamkeiten mit Twitter: Wer Twitter kennt, dem oder der kommt Threads bekannt vor. Die Timeline sieht ziemlich ähnlich aus. User können Posts mit bis zu 500 Zeichen veröffentlichen. Sie können genauso geliked, geteilt, zitiert oder kommentiert werden. Wer einen Thread, so heißen die Posts in der App, veröffentlichen will, muss sich also nicht groß umstellen.  

Die Unterschiede: Bei Threads gibt es bisher keine Hashtags. In der Suche lässt sich bisher nicht nach Themen suchen, nur nach Nutzern. Es gibt auch keine Trends, die zeigen, über was gerade besonders intensiv diskutiert wird. Auch posten lässt sich bisher nur über die App, nicht im Webbrowser.

Direktnachrichten nicht möglich

"Man kann das Ding kaum auf dem Laptop nutzen", sagte Nilay Patel, Chefredakteur des Tech-Magazins "The Verge" dem Sender NBC. "Musik, GIF, Clips: Die sind aber alle in einem Ordner auf dem Desktop, nicht auf dem Telefon - das brauchst Du aber."

Ein weiterer Unterschied: Threads soll sich auch anderen Netzwerken öffnen. Threads-User sollen sich künftig zum Beispiel mit Usern von Apps wie Mastodon verbinden können. Twitter-Besitzer Elon Musk hat in den vergangenen Monaten immer wieder die Verlinkung zu anderen Netzwerken blockiert.  

Bei Threads lassen sich auch keine Direktnachrichten verschicken. Es ist einfach noch nicht alles fertig. Twitter hat aber jetzt gerade große Probleme, deshalb war der Druck offensichtlich groß, auch jetzt zu veröffentlichen.

Nutzer in der EU müssen noch warten

"Wir hatten Angst, dass sich das Zeitfenster schließt. Timing ist wichtig", sagte Instagram-Chef Adam Mosseri in einem "New-York-Times"-Podcast. Auch datenschutzrechtlich ist noch nicht alles geklärt. Das ist der Grund, warum Threads noch nicht in der EU verfügbar ist.

Was heißt das jetzt für Twitter? Dessen Besitzer Musk sollte sich Sorgen machen, sagte der Social-Media-Experte Matt Navarra der BBC. "Er sollte sich große Sorgen machen, das ist eine große Herausforderung für seine Plattform. So eine hat es bisher noch nicht gegeben."

Musk nimmt den Rivalen ernst

Threads hat nach einem Tag schon viel mehr Nutzer als jede andere Twitter-Alternative. Aber es fehlen noch viele Funktionen, die für Twitter-Nutzer wichtig sind. Wie Meta-Chef Zuckerberg die App nun noch weiterentwickelt, wird mit entscheidend sein dafür, ob Threads tatsächlich Twitter verdrängen kann.

Dass Musk die Gefahr durch Threads ernst nimmt, zeigt ein Brief, den ein Twitter-Anwalt an Meta verschickt haben soll. Darin drohe er mit einer Klage, berichtet das Magazin "Semafor". Meta habe Ex-Twitter-Mitarbeitende für Threads eingestellt und sei über sie an internes Wissen und vertrauliche Informationen gekommen. Meta bestreitet das.   

Nils Dampz, ARD Los Angeles, zzt. San Francisco, tagesschau, 07.07.2023 10:00 Uhr