China-Reise der Kanzlerin Merkel wirbt für Europa

Stand: 02.02.2012 05:42 Uhr

Bundeskanzlerin Merkel hat in China angesichts der Schuldenkrise um Vertrauen in die Stabilität des Euro geworben. "Europa wächst in der Krise zusammen", sagte Merkel. Zudem hob die Kanzlerin hervor, dass die Europäische Union in den vergangenen zwei Jahren große Fortschritte gemacht habe.

Zum Auftakt ihrer China-Reise hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) um Vertrauen in die Europäische Union geworben. Der Euro habe Europa stärker gemacht, sagte Merkel in einer Rede zur Finanz- und Währungspolitik vor der Akademie für Sozialwissenschaften in Peking. Zudem hob die Kanzlerin hervor, dass die Europäische Union in den vergangenen zwei Jahren große Fortschritte gemacht habe.

Nach der Rede wird sie mit Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao zusammenkommen. Mit ihm will sie über die Schuldenkrise in Europa sprechen und um chinesische Investitionen für den Euro-Rettungsschirm und auch in Deutschland werben.

Deutsch-chinesische Wirtschaft

Am Freitag reist die deutsche Regierungschefin in den Süden Chinas nach Kanton weiter, das eines der wichtigsten Wirtschaftszentren des Landes ist. Fast 500 deutsche Unternehmen sind dort ansässig. Merkel will eines davon besichtigen, mit deutschen und chinesischen Wirtschaftsvertretern sprechen und am deutsch-chinesischen Wirtschaftsforum teilnehmen. Die Kanzlerin wird auf ihrer Reise von einer hochrangigen deutschen Wirtschaftsdelegation begleitet.

Gedämpfte Erwartungen

Chinesische Experten dämpften Erwartungen, dass China in großem Stil europäische Staatsanleihen kaufen könnte. Der Rest der Euro-Zone müsse erst zu Reformen des gegenwärtigen Finanzsystems bereit sein, zitierte die Zeitung "Global Times" den Forscher Shen Jiru vom Institut für Weltwirtschaft und Politik in der Akademie der Sozialwissenschaften.

Auch müssten neue Wege für wirtschaftliches Wachstum in Europa gefunden werden. "Die Europäische Union hat eine einheitliche Währung, aber kein einheitliches Finanzsystem, das sicherstellt, dass sich auch jedes Land an das Versprechen hält, seine Schulden zu verringern", sagte Shen Jiru. "Mehr Geld hineinzupumpen, wird die Probleme nicht lösen." Wenn die EU die Schlupflöcher nicht selbst stopfen könne, könne auch China nicht einspringen und einfach Geldmittel zur Verfügung stellen, wurde der Experte zitiert.

Aus seinen Außenhandelsüberschüssen hat China mit insgesamt 3,18 Billionen US-Dollar (umgerechnet 2,4 Billionen Euro) die größten Devisenreserven der Welt angesammelt. Die genaue Zusammensetzung ist unklar, doch schätzen Experten, dass etwa ein Viertel davon in Euro gehalten werden.

Investitionen auf der Agenda

Die Kanzlerin will in China auch um mehr Investitionen in Deutschland werben. Chinesische Experten äußerten ihre Hoffnung, dass Deutschland im Gegenzug auch seine Beschränkungen für hochtechnologische Exporte nach China aufhebt.

Es wird erwartet, dass sich die Bundeskanzlerin auch zu Menschenrechtsthemen äußern wird. "In meinen Gesprächen spielen Menschenrechte stets eine Rolle", sagte Merkel der Zeitung "Die Welt" vor ihrer Abreise. "Ich werde in China über meine Überzeugungen und Werte so sprechen wie in Deutschland", sagte Merkel, die in Peking "in der gebotenen Höflichkeit und Klarheit" für die Achtung der unveräußerlichen Menschenrechte und für Rechtsstaatlichkeit eintreten will.