Zentralbank stößt Dollar ab Chinas Devisenreserven schrumpfen

Stand: 08.02.2016 16:18 Uhr

Hohe Exportüberschüsse haben China gewaltige Devisenreserven verschafft. Doch seit einiger Zeit verringern sich diese - allein im vergangenen Monat um fast 100 Milliarden Dollar. Die Schwäche des chinesischen Yuan macht der Regierung zu schaffen.

Von Steffen Wurzel, ARD-Studio Shanghai

Heute ist in China Neujahr, ein nationaler Feiertag, und noch bis Ende der Woche sind landesweit Behörden und Finanzagenturen geschlossen, ebenso die Börsen. Aber eine Ankündigung der Zentralbank in Peking vom Vortag bewegt zumindest die Online-Wirtschaftsmedien des Landes. Ihr zufolge sind Chinas Devisenreserven im Januar weiter geschrumpft - um fast 100 Milliarden US-Dollar.

Das ist zwar weniger, als von Analysten erwartet. Trotzdem sind Chinas Währungsreserven damit auf den niedrigsten Stand seit mehr als drei Jahren gefallen. Einer der Gründe ist, dass die chinesische Zentralbank in großem Stil US-Dollar verkauft, um die eigene Währung Yuan zu kaufen und so zu stützen.

Wirklich erfolgreich ist sie damit nicht. Die chinesische Währung, auch Renminbi genannt, hat in den vergangenen Monaten deutlich an Wert verloren - vor allem gegenüber dem US-Dollar, aber auch gegenüber dem Euro.

Steigende US-Zinsen schaffen Unruhe

Die Wechselkurs-Problematik sei eine der größten Herausforderungen für Chinas Regierung, sagt Liu Yuanchun vom Wirtschaftsinstitut der Volksuniversität in Peking. Er verweist auf den steigenden Leitzins in den USA - der sorge für Unruhe in den Schwellenländern: "Der Dollar wird wieder attraktiver. Weltweit gibt es große Umbrüche und Verwerfungen an den Finanzmärkten. Die sichtbarste Auswirkung sind stark schwankende Wechselkurse und große Kapitalflüsse."

Deswegen versucht die Regierung in Peking, gegenzusteuern, indem sie in großem Stil Yuan kauft und US-Dollars verkauft. So soll der Yuan stark gehalten werden. Und das ist einer der Gründe, warum Chinas Währungsreserven zurückgehen.

S. Wurzel, ARD Shanghai, 08.02.2016 15:57 Uhr

Die Konten sind voll - noch

Nach wie vor bunkert China allerdings mehr als 3,2 Billionen US-Dollar, vor allem in amerikanischen Staatsanleihen. Wenn es aber wie in den vergangenen Monaten weitergeht, werden die Reserven bald unter die Grenze von drei Billionen fallen.

Auf den Finanzmärkten, auf denen solche Marken auch eine psychologische Funktion haben, käme das gar nicht gut, sagen einige Analysten. Andere Experten argumentieren: Die Tatsache, dass zig Milliarden weniger US-Dollar China verlassen haben als im Dezember, deute auf eine grundsätzliche Entspannung der Lage hin.

Die Märkte sind und bleiben hypersensibel

Fraglich ist aber, ob so auch die Abwertung des Yuan gestoppt werden kann. Auch hier sei viel Psychologie im Spiel, sagt die Shanghaier Wirtschaftskolumnistin Ye Tan. Denn wenn der Yuan weiter an Wert verliere, werde das Gerede über eine sich abschwächende Wirtschaft Chinas weitergehen. "Verliert die Währung zu viel, wird das auch die Finanzstabilität gefährden. Dann würde öffentlich Panik ausbrechen. Ein gefährlicher Kreislauf käme in Gang."

Bisher ist von Panik nichts zu spüren in China. Das Thema spielt außerhalb der Finanzmedien keine Rolle. Außerdem befindet sich China im Ruhemodus. Wegen des Neujahrfestes sind alle Finanzagenturen, -behörden und Börsen geschlossen, und zwar bis Ende der Woche.

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 08. Februar 2016 um 13:00 Uhr im Deutschlandfunk.