BIP legt erstmals seit eineinhalb Jahren zu Die Eurozone wächst wieder

Stand: 14.08.2013 13:37 Uhr

Es ist das erste Plus seit eineinhalb Jahren: Die Wirtschaft in der Eurozone hat die Rezession überwunden und ist im zweiten Quartal um 0,3 Prozent gewachsen - vor allem dank Deutschland und Frankreich. Doch das sei nicht das Ende der Krise, warnt nicht nur die EU-Kommission.

Die bisher längste Rezession in der Eurozone ist vorbei. Die Wirtschaftsleistung legte nach Angaben des europäischen Statistikamtes Eurostat im Frühjahr um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu. Zuvor war die Wirtschaft in den 17 Staaten der Währungsunion sechs Quartale in Folge geschrumpft; im ersten Quartal hatte das Minus noch bei 0,3 Prozent im Vergleich zum 4. Quartal 2012 gelegen.

Ähnlich sah es auch in der gesamten EU aus: Im ersten Quartal war die Wirtschaft hier noch um 0,1 Prozent geschrumpft, nun wuchs sie um 0,3 Prozent.

Deutsche Wirtschaft deutlich im Plus

Die europäischen Zahlen profitierten auch von den Daten aus der größten Volkswirtschaft der EU: Die deutsche Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal so stark wie seit mehr als einem Jahr nicht mehr. Steigende Konsumausgaben, Investitionen und Exporte ließen das Bruttoinlandsprodukt von April bis Juni um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorquartal steigen, teilte das Statistische Bundesamt mit. Experten hatten ein etwas kleineres Plus erwartet.

Positive Impulse kamen vor allem aus dem Inland: Sowohl die privaten als auch die öffentlichen Haushalte konsumierten mehr als im Vorquartal. Wie erwartet zogen zudem die Investitionen deutlich an. Das dürfte insbesondere an Nachholeffekten liegen: In dem ungewöhnlich langen und kalten Winter musste ein großer Teil der Bauproduktion zurückgestellt werden. Doch auch der Außenhandel trug zum Wachstum bei.

Gute Zahlen auch aus Frankreich

Das zweite wirtschaftliche EU-Schwergewicht überraschte mit seinen Zahlen: Das BIP in Frankreich stieg um 0,5 Prozent. Italien kämpft sich unterdessen langsam aus der längsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg. Von April bis Juni schrumpfte die Wirtschaft nur noch um 0,2 Prozent. Es war das achte Quartal mit einem Minus beim Bruttoinlandsprodukt in Folge. Auch Spanien sieht Licht am Ende des Tunnels: Die Wirtschaft schrumpfte nur noch minimal um 0,1 Prozent. Weiter in der Rezession stecken ebenfalls die Niederlande, hier ging es um 0,2 Prozent bergab.

Überraschend positiv entwickelte sich die Wirtschaft in Portugal. Hier zog die Konjunktur erstmals seit rund zweieinhalb Jahren an - und zwar um 1,1 Prozent. In Zypern, das wie Portugal am Tropf internationaler Geldgeber hängt, schrumpfte die Wirtschaft hingegen um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Selbst in Griechenland scheint die schwere Rezession sich etwas abzuschwächen. Allerdings gibt es für das Land von Eurostat keine Quartalszahlen, sondern nur Jahresvergleichszahlen. Aufs Jahr gerechnet schrumpft die griechische Wirtschaft derzeit um 4,6 Prozent. Im ersten Quartal lag diese Zahl noch bei 5,6 Prozent.

"Rezession vorbei - die Krise nicht"

EU-Währungskommissar Olli Rehn äußerte sich positiv über die überraschend guten Konjunkturdaten. Doch fügte er hinzu, es gebe keinen Grund, sich jetzt zurückzulehnen. "Ich hoffe, es wird keine verfrühten, selbstschmeichlerischen Statements geben nach dem Motto: 'Die Krise ist vorbei'." Nach wie vor ist die Arbeitslosigkeit in vielen Euro-Staaten sehr hoch. In Griechenland und Spanien liegt die Quote bei mehr als 25 Prozent. Auch Jonathan Loynes, europäischer Chef-Analyst des Wirtschaftsforschungsinstituts Capital Economics, warnte, die Sorgen vor allem in den südlichen Randstaaten der Eurozone seien noch nicht vorbei. "Die Rezession mag vorüber sein, aber die Schuldenkrise ist es auf keinen Fall."

Annette Riedel, A. Riedel, DLR Brüssel, 14.08.2013 12:57 Uhr