Kapitalstudie der Europäischen Bankenaufsicht Deutsche Geldhäuser bestehen neuen Stresstest

Stand: 03.10.2012 22:15 Uhr

Europas Geldhäuser haben ihre Kapitalpuffer um insgesamt 200 Milliarden Euro aufgestockt. Nur vier Banken aus Italien, Zypern und Slowenien bleiben unter der beim Stresstest geforderten Grenze. Einen Grund für Entwarnung in der Bankenkrise sieht die Europäische Bankenaufsicht aber noch nicht.

Europas Banken haben sich in den vergangenen Monaten 200 Milliarden Euro frisches Kapital besorgt, um sich besser gegen Krisen abzusichern. Das teilte die Europäische Bankenaufsicht (EBA) in London mit. Die Geldhäuser haben demnach ihre Eigenkapitaldecke seit dem vergangenen Stresstest deutlich gestärkt.

Allein die 27 Banken, die im September 2011 noch Lücken aufgewiesen hatten, haben ihr Kernkapital um 116 Milliarden Euro aufgestockt. Insgesamt nahmen 71 Banken an der Studie zur Rekapitalisierung teil. In der Summe erhöhten sich die Kapitalpuffer der Banken um mehr als 200 Milliarden Euro.

Banken in Deutschland haben ausreichend Kernkapital

Die zwölf teilnehmenden Banken aus Deutschland haben allesamt die geforderte Kapitalgrenze von neun Prozent hartem Kernkapital erfüllt, teilten die Deutsche Bundesbank und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) mit. Im Schnitt hätten die teilnehmenden deutschen Banken eine Kernkapitalquote von 10,7 Prozent gehabt.

Auch die fünf deutschen Institute, die die Mindestgrenzen 2011 noch um zusammen 13 Milliarden Euro verfehlt hatten, konnten diese Lücke schließen. Durch erhebliche Kapitalspritzen kommen die ehemaligen Problembanken nun sogar auf ein Plus von insgesamt 9,6 Milliarden Euro.

Vier europäische Banken sind durchgefallen

Europaweit haben allerdings auch vier Banken die geforderte Grenze von neun Prozent nicht erreicht. Dabei handelt es sich um ein italienisches und ein slowenisches Institut sowie zwei Banken aus Zypern. Ihnen fehlen zusammen rund 3,7 Milliarden Euro. Hier laufen laut EBA noch Verhandlungen auch mit den jeweiligen Regierungen. Lösungen sollen bis zum Jahresende gefunden sein.

EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier lobte die Disziplin der Banken: "Diese finanzielle Konsolidierung stärkt die Fähigkeit der Banken, die Realwirtschaft dauerhaft zu finanzieren", sagte er in Brüssel. "Das ist ein echter Fortschritt, über den ich mich freue." Das bedeute jedoch nicht, dass die Finanzkrise nun vorbei sei.

Hürden sollen weiterhin hoch bleiben

Die EBA will die Hürden ebenfalls hochhalten: Es müsse verhindert werden, dass das angesammelte Kapital nun wieder abfließe. "Die Banken sind nun in besserer Verfassung, um Geld in die Realwirtschaft zu pumpen", sagte EBA-Chef Andrea Enria. "Aber sie müssen den Weg weitergehen, den die neue Regulierungslandschaft vorgibt."

Die EBA werde die Banken bitten, Kapitalpläne zu entwerfen, die einen Übergang zu den neuen strengeren Vorgaben (Basel-III) ermöglichen.