Gemischte Aussichten nach der Wirtschaftskrise Mehr Jobs, doch die Konsumfreude bleibt aus

Stand: 31.01.2011 14:40 Uhr

Die Nachfrage nach Arbeitskräften zieht weiter an und hat fast das Vorkrisenniveau erreicht. Die Metallbranche rechnet 2011 mit weiteren 50.000 Neueinstellungen - nachdem in der Krise 200.000 Jobs weggefallen waren. Den Konsum wird das aber kaum steigern, denn den Menschen bleibt weniger Netto vom Brutto.

Die Nachfrage nach Arbeitskräften hat zum Jahresbeginn fast das Niveau des Vorkrisen-Aufschwungs erreicht. Die Zahl der offenen Stellen lag im Januar nur knapp unter der Zahl von Februar 2007, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) bei der Veröffentlichung ihres Beschäftigungsindex BA-X für Januar mitteilte. "Aktuell lässt die positive wirtschaftliche Entwicklung die Nachfrage nach Fachkräften noch steigen", so die Bundesagentur.

Hohen Mitarbeiterbedarf meldeten weiterhin Zeitarbeitsunternehmen; jede dritte gemeldete Stelle stamme aus dieser Branche, berichtete die BA. Aber auch im Handel, im Bausektor, in der Gastronomie und im Gesundheitssektor würden derzeit viele Mitarbeiter gesucht. Über drei Viertel der bei der BA gemeldeten Stellen seien Vollzeitstellen, mehr als drei Viertel der angebotenen Arbeitsplätze sähen eine unbefristete Beschäftigung vor. Inzwischen hätten Unternehmen bereits Probleme, ausreichend qualifizierte Fachkräfte zu finden, so die Einschätzung der BA.

Der Fachkräftemangel wirft seine Schatten voraus

Der sich abzeichnende Fachkräftemangel verändert auch das Klima in der Metallbranche, die in diesem Jahr mit rund 50.000 Neueinstellungen rechnet. In der Branche mit 95 Prozent Stammbelegschaften und überwiegend qualifizierten Kräften wachse das Bewusstsein für einen "pfleglichen Umgang miteinander", sagte der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser. Seinen Angaben zufolge liegt die Beschäftigtenzahl in der Metallindustrie derzeit bei 3,449 Millionen. Damit ist die Zahl der Beschäftigten im ersten Halbjahr des Boomjahres 2008 fast wieder erreicht worden.

Wegen der guten wirtschaftlichen Lage der Metallbranche wird die Tariferhöhung von 2,7 Prozent für rund die Hälfte der Beschäftigten um zwei Monate auf den 1. Februar vorgezogen. Das ist aufs Jahr gerechnet eine zusätzliche Erhöhung um 0,3 bis 0,4 Prozent, wie Kannegiesser erläuterte. Nur in wenigen Fällen, zum Beispiel bei vier Prozent der Beschäftigten in Bayern, sei eine Verschiebung um zwei Monate nach hinten auf den 1. Juni vorgesehen. Regulär war der 1. April geplant. Wenn alles gut laufe, werde die Branche bei Aufträgen und Produktion Ende 2011 wieder dort stehen, wo sie 2008 einmal gewesen sei, sagte Kannegiesser weiter.

Aufholen bei den Jobs

Um beim Auftragseingang das Boom-Niveau vom ersten Halbjahr 2008 zu erreichen, fehlten noch 7,4 Prozent, bei der Produktion 8,3 Prozent. Noch immer gebe es in Teilen der Branche Kurzarbeit. Die Unternehmen der Branche hätten 2010 von April bis Oktober aber 40.000 Jobs wieder geschaffen, nachdem zuvor in der Krise rund 200.000 verloren gegangen seien.

In den Geschäften wird wenig ankommen

Die Lage am Arbeitsmarkt verbessert sich - dennoch rechnet der Einzelhandel nicht mit großen Sprüngen in diesem Jahr. "Die Verbraucher werden in diesem Jahr weniger Netto vom Brutto haben", sagte der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes HDE, Stefan Genth. Höhere Energiekosten sowie gestiegene Krankenkassenbeiträge drückten die Kaufkraft. Deshalb rechne seine Branche auch 2011 nicht mit einem deutlich anziehenden Geschäft. Die Erlöse dürften zwar um 1,5 Prozent zulegen, bereinigt um Preissteigerungen entspreche dies aber einer Entwicklung auf Vorjahresniveau, sagte Genth. 2010 erwirtschaftete die Branche nach Berechnungen des HDE nominal 1,8 Prozent mehr Umsatz.

Eine Frau trägt Einkaufstüten

Auch wenn die Wirtschaft wächst, werden die Menschen wohl nicht mehr Geld zum Ausgeben haben.