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Bernd Ochs: "Das ist natürlich auch ein bisschen verrückt!"

Ein Mann steht in einer großen Halle mit bunter Dekoration

Der Eurovision Song Contest (ESC) ist wohl der internationale Musikwettbewerb schlechthin. Rund 150 Millionen Menschen verfolgen das Finale jedes Jahr weltweit vor dem Fernseher. Ein Fan aus Hessen ist seit langem live dabei.

Bernd Ochs aus Bruchköbel ist 51 Jahre alt und ein riesiger Fan des Eurovision Song Contest. Seine Leidenschaft begann Ende der 1980er-Jahre, seit 2001 reist er dem Finale sogar regelmäßig hinterher. Aktuell befindet er sich in Malmö, wo sich am Samstagabend entscheiden sollte, wer den ESC 2024 gewinnt - und auf welchem Platz Deutschland mit Isaak landet.

Wieso er den ESC so liebt, was sein schönster Fan-Moment war und wann er aufhören will, zum Finale zu reisen, erzählt er im hessenschau.de-Interview.

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hessenschau.de: Es ist mittlerweile Ihr 20. ESC-Finale, bei dem Sie vor Ort live dabei sind. Wann hat das alles angefangen?

Bernd Ochs: Das war 2001 in Kopenhagen, also sehr nah an Malmö dran. Damals hatten die Olsen Brothers gewonnen, und Michelle hat Deutschland beim ESC vertreten. Da bin ich durch Zufall an Karten gekommen, damals war das ja alles noch nicht so einfach, international im Internet Karten zu kaufen. Ein sehr guter Freund von mir ist extra zum Kartenvorverkauf nach Dänemark gefahren, und so hatte ich dann tatsächlich meinen ersten ESC live vor Ort in Kopenhagen. Am Fernseher geschaut habe ich es seit 1989 und zwar immer und ich habe es dann auch aufgenommen und war sofort fasziniert davon.

Bernd Ochs posiert mit Schlagerstar Michelle, Aufnahme aus dem Jahr 2001

hessenschau.de: Was war Ihr schönster ESC-Moment, bei dem Sie live dabei waren?

Bernd Ochs: Das war natürlich 2010. Das war das Jahr, in dem Lena für Deutschland angetreten ist. Wir wurden auch in Oslo so ein bisschen gehyped, aber wir haben gar nicht so ganz geglaubt, dass wir überhaupt eine Chance hätten zu gewinnen. Und als man dann in der Halle war und es Punkte regnete ohne Ende, das war ein so tolles Gefühl, das kann man gar nicht sagen. Adrenalin ist durch den ganzen Körper geschossen, man hat sich so gefreut, als hätte man selbst was dazu beigetragen.

hessenschau.de: Reisen Sie alleine zum ESC?

Bernd Ochs: Ich habe natürlich im Laufe der Zeit einen sehr großen Freundeskreis rund um den Contest gefunden, sowohl in und um Frankfurt als auch in ganz Deutschland, sogar in ganz Europa. Viele meiner Freunde kommen jedes Jahr dazu, und das ist dann auch so ein bisschen wie ein Familienausflug oder wie ein Klassentreffen. Man trifft sich immer wieder in den Tagen an den verschiedenen Hotspots und feiert zusammen. Denn ESC ist ja nicht nur die Fernsehshow, sondern das ist natürlich auch das Rahmenprogramm.

hessenschau.de: Ist das nicht ein wahnsinnig teures Hobby? Eintrittskarten, Übernachtungen …?

Bernd Ochs: Also, das ist schon ein normaler Urlaub, den man hier verausgabt. Ich bin immer so sieben bis acht Tage vor Ort. Das Kartenpaket bekommen wir als Fans angeboten, allerdings müssen wir dann auch immer alle Live-Shows kaufen, und das kostet in der Regel zwischen 800 und 1.000 Euro. Und dann kommen natürlich die Übernachtungen hinzu. Wir nehmen meistens mit ein paar Leuten zusammen ein Apartment und gehen nicht in ein Hotel, weil die Hotelpreise meistens sehr, sehr hoch sind - erst recht ab dem Moment, wenn bekannt gegeben wird, wo denn der nächste ESC ausgetragen wird.

Conchita Wurst und ESC-Fan Bernd Ochs

hessenschau.de: Fahren Sie nur dem ESC-Finale hinterher oder sammeln Sie auch etwas?

Bernd Ochs: Früher habe ich tatsächlich alle CDs von allen Beiträgen gesammelt. Heute in Zeiten von Downloads gibt es das ja gar nicht mehr. Heute sammle ich auf jeden Fall alle Sampler und auch Literatur zum ESC - ich habe eine kleine Bibliothek zum Thema. Und so ein paar Emotionalitäten habe ich natürlich auch noch: Ein paar Poster hängen bei mir zu Hause, aber das ist jetzt nicht übermäßig viel.

hessenschau.de: Wie schätzen Sie die deutschen Chancen dieses Jahr ein?

Bernd Ochs: Wir werden natürlich nicht gewinnen. Ich denke aber, dass der Song gut bei den Jurys ankommt, weil er musikalisch einfach sehr wertvoll ist. Er ist in seinem Genre das einzige Lied, und Isaak macht das handwerklich auch unglaublich gut. Ich bin ziemlich sicher, dass wir diesmal nicht den letzten oder vorletzten Platz machen werden. Im Moment rangieren wir bei den Wettquoten auf Platz 19, und ich glaube, das könnte eine realistische Platzierung sein.

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