Internationale Krisen wirken sich aus Industrieaufträge sinken deutlich

Stand: 06.08.2014 11:31 Uhr

Das Neugeschäft der deutschen Industrie ist im Juni überraschend eingebrochen: Die Aufträge sanken um 3,2 Prozent - der größte Rückgang seit September 2011. Das Wirtschaftsministerium begründete die Entwicklung mit geopolitischen Risiken.

Die deutsche Industrie hat im Juni den stärksten Auftragseinbruch seit fast drei Jahren hinnehmen müssen. Im Juni lagen die Bestellungen nach Angaben der Statistiker 3,2 Prozent niedriger als im Mai 2014. Das war der größte Rückgang seit September 2011 (minus 3,4 Prozent), wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Volkswirte hatten hingegen mit einem geringen Zuwachs gerechnet. Bereits im Mai dieses Jahres waren die Aufträge um 1,6 Prozent zurückgegangen.

Deutlich weniger Aufträge aus dem Euroraum

Vor allem die Nachfrage aus dem Euroraum nach Waren "Made in Germany" brach ein: Hier lag der Auftragseingang um 10,4 Prozent niedriger als im Vormonat. Die Bestellungen aus dem restlichen Ausland blieben auf Mai-Niveau. Insgesamt nahmen die Auslandsaufträge um 4,1 Prozent ab, aus dem Inland kamen 1,9 Prozent weniger Bestellungen. Die Orders von außerhalb der Euro-Zone hingegen blieben stabil.

Internationale Krisen drücken Nachfrage

Das Bundeswirtschaftsministerium führte als Erklärung die Zurückhaltung vieler Investoren wegen der diversen internationalen Krisenherde an. Zuletzt hatte die Ukraine-Krise für trübere Stimmung in der deutschen Wirtschaft gesorgt. Vor allem wegen der schärferen Sanktionen gegen Russland kam Verunsicherung auf.

Keine schnelle Besserung in Sicht

Vor allem der Rückgang bei den Investitionsgütern zeige, dass sich Unternehmen vor diesem Hintergrund schwerer tun, entsprechend zu investieren, erklärt Analyst Mario Gruppe von der NordLB. Die Ankündigungen aus Russland, entsprechende wirtschaftliche "Gegenmaßnahmen" gegen Sanktionen einleiten zu wollen, sprächen nicht für eine kurzfristige Deeskalation der Lage. Ökonomen erwarten, dass sich die Produktion in den kommenden Monaten eher schwach entwickeln wird.

Zu Jahresanfang war die deutsche Wirtschaft - beflügelt vom starken Bau im milden Winter - noch kräftig um 0,8 Prozent gewachsen. Für das abgelaufene Quartal rechnen die meisten Ökonomen mit einem deutlich schwächeren Wachstum.