Zur Person Kim Jong Il

Stand: 28.08.2007 03:33 Uhr

Als der Staatsgründer Kim Il Sung 1994 starb, wartete sein Sohn Kim Jong Il drei Jahre, bevor er die Führung im Einparteienstaat übernahm. Kim der Jüngere ist im Westen vor allem für einen exzentrischen Lebensstil bekannt. Seinem Volk präsentiert er sich als Halbgott.

Von Christian Radler, tagesschau.de

Der Kult um die Person Kim Jong Ils beginnt mit den Umständen seiner Geburt: Vermutlich - so stellen es ausländische Quellen dar - wurde er 1941 in Sibirien geboren, wo sein Vater Kim Il Sung im Exil lebte. Offiziellen Angaben zufolge erblickte er aber ein Jahr später in den Bergen Nordkoreas das Licht der Welt, symbolischerweise in einem Guerilla-Camp am höchsten Berg des Landes, dem Paetku. Die Geburt des "Gesegneten" wurde angeblich begleitet von einem doppelten Regenbogen und einem besonders hellen Stern am Himmel.

Fanatischer Kinogänger

Kim der Jüngere graduierte mit 22, in den 70ern und 80ern leitete er den Geheimdienst. Der Kino-Fanatiker soll bis zu 20.000 Filmkassetten und -rollen gehortet haben, meist westliche Werke. Um die Qualität der heimischen Produktionen zu verbessern, ließ er - so viel ist verbrieft - mehrere südkoreanische Filmemacher in den Norden verschleppen.

Staatsterrorist Kim

So schrullig die Filmepisode anmutet, so sehr liegen Kims weitere Aktivitäten als Geheimdienstchef im Dunkeln. Nordkoreas Schlapphüte entführten über die Jahre Dutzende Ausländer, damit sie Spionen die jeweilige Sprache und Landeskunde näherbrachten. Kim soll dafür ebenso verantwortlich gezeichnet haben wie für die Sprengung eines südkoreanischen Passagierjets 1986, bei dem 115 Menschen ums Leben kamen.

Genialer "Geliebter Führer"

Seinem Volk verkauft die Propaganda Kim als übermenschliches Genie. Der "Geliebte Führer" hat demnach hunderte Bücher verfasst, mehrere Opern geschrieben. Der Personenkult findet seinen Niederschlag auch in tausenden Kim-Standbildern, die noch in der kleinsten Stadt den zentralen Platz schmücken. Größer als Kim Jong Il war - so die Sicht der Nordkoreaner - nur noch sein Vater, der als "ewiger Präsident" und "Großartiger Führer" verehrt wird. Auch ihm huldigen zahllose Standbilder und Büsten.

Langsame Vorbereitung auf die Machtübernahme

1991 übernahm Kim das erste Mal Verantwortung in einem hohen Staatsamt: Er wurde zum Leiter der Streitkräfte gekürt. Dies wird vor allem als Schachzug von Kim dem Älteren gewertet, der damit seinem Sohn den Weg zur Staatsführung ebnen wollte.

Eitler Playboy und labiler Lebemann?

Was über den Menschen Kim Jong Il bislang öffentlich wurde, deutet auf einen exzentrischen Charakter hin. Privat soll Kim den eitlen Playboy geben. Der kleinwüchsige Mann trägt Plateausohlen und Hochfrisur, um größer zu wirken. Diplomaten berichten, dass der geübte Trinker Kim große Mengen Wein und Cognac zu sich nehme. Westliche Geheimdienste haben ihn häufig als paranoiden Hypochondriker dargestellt, wohl auch, um seine Position international zu schwächen.

Clevere Imagewahl

Aber politische Analysten geben zu, dass sie Kim nicht eindeutig einschätzen können. Hinter der Fassade des labilen Lebemanns könnte ein meisterhafter Manipulator stecken. Oder ein gefährlicher Irrer. Der Diktator Kim hat jedenfalls kein Interesse daran, dass der Westen ihn besser einschätzen kann. Dazu passt nicht zuletzt seine Drohung mit einer nordkoreanischen Atombombe.

Albright: Aufgeweckter Filmfan

US-Außenministerin Madeleine Albright, die Kim den Jüngeren während ihrer Amtszeit besuchte, schildert ihn in ihren Memoiren als aufgeweckten und charmanten Plauderer. Kim sei gut über die Vorgänge in der Welt informiert gewesen. Und er habe sich nach der Internet-Adresse ihres Ministeriums erkundigt. Über Kims Alkoholkonsum kann Albright nichts Extremes berichten: "Kim selbst trank erheblich weniger als seine Begleiter, auch wenn er sehr stolz auf den französischen Wein war, den er servieren ließ." Lediglich in Wirtschaftsfragen habe Kim eigenartige Ansichten vertreten, notiert Albright weiter. Wie als Beleg für die These, dass Kim ein großer Filmfan ist, zitiert sie ihn: "Ich versuche alle zehn Tage, mir die neusten Filme anzuschauen. Und die Oscar-Verleihung finde ich immer sehr spannend."