Registrierungszentrum für Flüchtlinge Zweiter "Hotspot" in Griechenland eröffnet

Stand: 15.02.2016 11:57 Uhr

Die griechische Insel Chios ist ein wichtiges Ziel für Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa. Die Regierung in Athen hat nun dort das zweite von insgesamt fünf Registrierungszentren in Betrieb genommen. Die EU unterstützt Griechenland mit weiteren 13 Millionen Euro.

Das zweite Registrierungszentrum für Flüchtlinge in Griechenland ist bezugsfertig. Noch im Laufe des Tages sollen die ersten Migranten in dem sogenannten Hotspot auf der griechischen Insel Chios untergebracht werden, sagte der Vizebürgermeister der Insel, Giorgos Karamanlis. Chios liegt nur knapp sieben Kilometer vor der türkischen Küste.

Das Registrierungszentrum in einer ehemaligen Fabrik in der Nähe des Flughafens kann knapp 1100 Menschen aufnehmen. Das halbstaatliche Unternehmen Hellenic Petroleum (HELPE), hat nach eigenen Angaben 67 Containerwohnungen aufgestellt. Außerdem wurden die Kanalisation sowie die Wasser- und die Stromversorgung in Zusammenarbeit mit Militär und Behörden instand gesetzt.

Eigentlich hätte die Einrichtung bereits im vergangenen Jahr eröffnet werden sollen, das wurde aber mehrfach verschoben. Auf Druck der EU sagte die Regierung in Athen dann zu, die insgesamt fünf "Hotspots" in der Ägäis bis Mitte Februar fertigzustellen. Einer auf der Insel Lesbos ist bereits seit vergangenen Oktober in Betrieb.

Hilfsmittel aus Brüssel

Die EU will den Griechen mit weiteren 12,7 Millionen Euro für die Flüchtlingsversorgung unter die Arme greifen. Das Geld soll laut EU-Flüchtlingskommissar Dimitris Avramopoulos für den Bau von Aufnahmezentren für 8000 Menschen ausgegeben werden. Diese werden zurzeit in Athen und Thessaloniki errichtet. Bereits 2015 hatte Athen 146 Millionen Euro erhalten.

Auch das Nachbarland Mazedonien soll zur Bewältigung des Flüchtlingsandrangs zehn Millionen Euro aus Brüssel erhalten. Die Unterstützung solle nicht zum Bau eines Zaunes beitragen, sagte eine Sprecherin der Brüsseler Behörde. Es gehe darum, den Grenzschutz zu verbessern und der Registrierung von Migranten zu organisieren.

Registrieren und weiterziehen

Über die in Griechenland und Italien eingerichteten Registrierungszentren will die EU den Zustrom von Flüchtlingen nach Europa steuern: Ursprünglich wollte die EU schon dort entscheiden, ob Flüchtlinge ein Bleiberecht haben oder nicht. Menschen ohne Chance auf Asyl sollten direkt von dort aus abgeschoben oder zurückgeschickt werden. Menschen mit Bleiberecht sollte direkt in ein EU-Land geschickt werden, das diese Flüchtlinge im Rahmen eines Kontingents aufnimmt.

Weil es aber praktisch unmöglich ist, einen Migranten direkt von einem "Hotspot" in seine Heimat abzuschieben und weil sich fast alle EU-Staaten weigern, Flüchtlinge aufzunehmen, dienen die "Hotspots" lediglich dem Ziel, die Ankommenden zu registrieren. Wenn sie registriert sind, können die Flüchtlinge weiterziehen. Die meisten machen sich dann auf eigene Faust auf den Weg nach Deutschland.

Zehntausende seit Jahresbeginn aus Syrien geflohen

Die Route über das Mittelmeer wird auch in den Wintermonaten stark genutzt: Vom 1. Januar bis zum 13. Februar sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR 76.607 Migranten auf den griechischen Ägäis-Inseln angekommen. Die meisten sind Syrer. In den ersten zwei Monaten 2015 waren es nur 4567 Migranten. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration sind in der Ägäis seit Jahresbeginn mindestens 320 Migranten ums Leben gekommen.

Mit Informationen von Thomas Bormann, ARD-Studio Istanbul

Thomas Bormann, T. Bormann, ARD Istanbul, 15.02.2016 13:40 Uhr