Vor einem Krankenhaus in der zentralchinesischen Stadt Wuhan transportieren Pfleger einen Patienten, der mit dem neuartigen Coronavirus infiziert ist.

Neue Lungenkrankheit Immer mehr Infektionen in China

Stand: 18.01.2020 08:48 Uhr

Das neue, in China aufgetretene Coronavirus breitet sich immer weiter aus. Die Behörden meldeten 17 neue Infektionen. Forscher befürchten, das Ausmaß könne viel größer sein als bekannt.

Nach dem Ausbruch einer rätselhaften Lungenkrankheit in der zentralchinesischen Stadt Wuhan sind 17 neue Fälle entdeckt worden. Damit steigt die Zahl der in China bestätigten Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus auf 62. Wie das Gesundheitsamt der 11-Millionen-Metropole berichtete, hätten Experten weitere Patienten untersucht, die in verschiedenen Krankenhäusern der Stadt mit Lungenleiden unbekannter Ursache behandelt worden seien. Zwei Patienten starben an dem neuartigen Coronavirus.

Bei 17 Erkrankten sei das neue Virus festgestellt worden. Drei von ihnen seien ernsthaft erkrankt. Der Rest sei stabil. Somit steigt die Zahl der Patienten im kritischen Zustand auf acht. Das Alter der neu entdeckten Patienten reiche von 30 bis 79 Jahren. Die Behörden verfolgten jetzt, welche Personen mit ihnen engen Kontakt gehabt hätten. Die Stadt werde ihre Suche nach weiteren Verdachtsfällen ausweiten und Tests machen, kündigte das Gesundheitsamt an.

Forscher: Zahl der Infizierten wahrscheinlich deutlich höher

Gesundheitsexperten warnen, dass das wahre Ausmaß der Krankheit in China viel größer sein könnte als offiziell gemeldet. Das Zentrum für die Analyse globaler Viruserkrankungen in London veröffentlichte dazu einen Forschungsbericht. Demnach liegt die Zahl der Infizierten wahrscheinlich bei mehr als 1700.

Die Forscher begründeten ihre Schätzung mit dem Auftreten des Virus auch in Thailand und Japan, wo bislang mindestens zwei Infektionen gemeldet wurden. Dass die Krankheit von Wuhan aus auch ins Ausland gelangt sei, setze voraus, "dass es viel mehr Fälle gibt als gemeldet worden sind", sagte der Studienautor Neil Ferguson der BBC. "Ich bin deutlich besorgter als noch vor einer Woche." Es sei jedoch zu früh, um Alarm zu schlagen. 

Verdachtsfälle in asiatischen Nachbarstaaten

Die Fälle in Japan und Thailand sollen Reisende betreffen, die aus Wuhan kamen. Asiatische Nachbarn haben vorsorglich Fieberkontrollen bei der Einreise am Flughafen eingeführt. Auch die amerikanischen Flughäfen in New York, San Francisco und Los Angeles haben mit Gesundheitskontrollen für Reisende aus Wuhan begonnen.

In Hongkong soll es nach Presseberichten 81 Verdachtsfälle geben, von denen aber bisher keine bestätigt wurden. Mindestens drei verdächtige Patienten gibt es auch in den chinesischen Städten Shenzhen und Shanghai, wie die Hongkonger Zeitung "South China Morning Post" berichtete. Weitere mutmaßliche, aber bislang unbestätigte Fälle wurden aus Taiwan, Südkorea, Singapur, Vietnam und Nepal berichtet.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung noch nicht ausgeschlossen

Es wird vermutet, dass das Virus von einem Tiermarkt in Wuhan kommt. Bislang gibt es laut Weltgesundheitsorganisation "keine klaren Beweise" für eine Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch. Dass dieser Nachweis noch kommt, könne allerdings "nicht ausgeschlossen" werden, warnte Studienautor Ferguson. Die Wahrscheinlichkeit von Mensch-zu-Mensch-Übertragungen sollte "ernster genommen" werden als bislang. Es sei unwahrscheinlich, dass allein die Übertragung vom Tier auf den Menschen Ursache der Infektionen sei.

Coronaviren verursachen oft harmlose Erkrankungen wie Erkältungen - allerdings gehören auch Erreger gefährlicher Atemwegskrankheiten wie Sars und Mers dazu.  Nach Expertenangaben ähnelt der neue Erreger dem Sars-Virus. Bei der Sars-Pandemie waren 2002/2003 von China ausgehend weltweit rund 8000 Menschen an der Lungenseuche erkrankt. Knapp 800 von ihnen starben.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 18. Januar 2020 um 09:00 Uhr.