Reportage aus einem Kloster an der Grenze zu Birma "Am Ende wird das Volk gewinnen"

Stand: 07.10.2007 13:26 Uhr

Die buddhistischen Mönchen in dunkelroten Roben haben den Protest gegen das birmanische Militärregime angeführt. Was bewegte sie dazu? Und wie geht es weiter?

Von Bernd Musch-Borowska, ARD-Hörfunkstudio Südostasien

Gebetsstunde in dem kleinen buddhistischen Kloster in Mae Sot an der thailändisch-birmanischen Grenze: Zahlreiche Mönche in dunkelroten und safrangelben Roben kauern auf dem Boden vor unzähligen Buddhafiguren, die an einer Wand aufgestellt sind. Die Mönche in Safrangelb sind Thailänder, die dunkelroten Roben gehören den buddhistischen Mönchen aus Birma, die hier zu Gast im Kloster sind. Die Robe, meist selbstgenäht, ist weitgehend alles, was einem buddhistischen Mönch gehört. Mönchsein bedeute Verzicht zu lernen, sagt der 30-jährige So Wae Na aus Mandalay, der seit einigen Monaten hier in Thailand lebt: "Ein Mönch soll mit dem zufrieden sein, was er hat, und nicht unzufrieden über das, was er nicht hat."

"Viele unserer Brüder sitzen im Gefängnis"

In Birma waren die buddhistischen Mönche im September zu tausenden auf die Straße gegangen, um gegen Preiserhöhungen zu protestieren und für Freiheit und Demokratie zu demonstrieren. Aber nicht aus Unzufriedenheit über das eigene Los, sondern aus Solidarität mit dem Volk von Birma, mit dem sich die Mönche eng verbunden fühlen und von dem sie tief verehrt werden. Buddhistische Mönche leben von Almosen. Wenn die Menschen nichts mehr zu essen haben, dann müssen auch die Mönche hungern. Schon aus diesem Grund würden sie auch mit protestieren, wenn sie jetzt in Birma wären, sagt So Wae Na und seine spirituellen Brüder nicken zustimmend.

Gleich hinter dem kleinen Kloster, das abseits von der Straße auf einem kleinen Hügel liegt und von außen kaum sichtbar ist, verläuft die Grenze zu Birma. Wenn man den Sonnenuntergang beobachtet, kann man tief in das Land hineinschauen. Im thailändischen Fernsehen verfolgen die jungen Mönche aus Birma die Nachrichten aus ihrer Heimat. So erfahren sie mehr als die meisten Menschen in Birma selbst. "Viele unserer Brüder sitzen jetzt im Gefängnis in Rangun", weiß So Wae Na. In zwei, drei Monaten wollten sie zurück nach Birma, sagen die vier jungen Mönche.

Abt: "Es musste so kommen"

Auch U Ya Hla, der Abt eines anderen Klosters im Zentrum der thailändischen Grenzstadt Mae Sot stammt aus Birma. Die Proteste seien unausweichlich gewesen, sagt er, denn die Lebensbedingungen des Volkes seien schon lange unerträglich gewesen: "Es musste so kommen. Die Menschen in Birma wollen Freiheit und Frieden. Sie wollen der Welt zeigen, in welch schwieriger Situation sie sind." Rund 400.000 Mönche gibt es in Birma. Nicht alle sind Mönche auf Lebenszeit, denn jeder Buddhist sollte drei Mal im Leben für einige Zeit als Novize in ein Kloster eintreten. Während der Pubertät, vor der Heirat und beim Tod der Mutter. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Oppositionelle in Birma im September ins Kloster gingen, um als Mönch an den Protesten teilzunehmen.

Die Regierung habe deshalb nicht nur hunderte Mönche verhaftet, sondern auch angeordnet, dass alle Novizen, das heißt, Laien, die vorübergehend in ein Kloster eingetreten sind, nach Hause geschickt werden, sagt der Abt U Ya Hla. Wandermönche, die zu Gast in einem anderen Kloster seien, müssten zurück in ihr Heimatkloster.

Mutiger Protest gegen Soldaten

Das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die protestierenden Mönche hat die Bevölkerung Birmas besonders gegen den Staat aufgebracht. Als die Klöster gestürmt und weitgehend verwüstet und hunderte Mönche verhaftet wurden, da stürmten die Menschen auf die Straße und bewarfen die Lastwagen, mit denen die Mönche abtransportiert wurden mit Steinen - trotz der Gefahr für das eigene Leben.

"Die Militärs sind ja eigentlich auch Buddhisten", sagt Der Abt U Ya Hla. "Aber sie halten sich nicht an die buddhistischen Gesetze. Deshalb scheinen sie im Moment zu gewinnen. Aber am Ende wird das Volk gewinnen."