Polizisten und Einsatzkräfte der Spurensicherung sichern nach einem mutmaßlichen Anschlag an einer Bushaltestelle im Großraum Jerusalem den möglichen Tatort mit einem beschädigten Bus.

Jerusalem Ein Toter und mehrere Verletzte bei Explosionen

Stand: 23.11.2022 11:07 Uhr

Im Großraum Jerusalem ist bei zwei mutmaßlichen Bombenexplosionen an Bushaltestellen ein Mensch getötet worden, mehrere wurden teils schwer verletzt. Die Polizei geht von einem kombinierten Anschlag aus.

Bei zwei Explosionen im Großraum der israelischen Hauptstadt Jerusalem ist mindestens ein Mensch getötet worden. Ein Sprecher des Rettungsdienstes Zaka bestätigte, ein Mann sei im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen. Mehrere Medien berichteten von mindestens 18 Verletzten. Vier von ihnen seien schwer verletzt worden, wie der israelische Rettungsdienst Magen David Adom mitgeteilt habe.

Den Berichten zufolge sollen sich zwei Explosionen ereignet haben: eine am Stadtrand von Jerusalem nahe einer Bushaltestelle, die von vielen Pendlern genutzt werde. Zur zweiten Explosion sei es in Ramot gekommen, einer Siedlung im Norden der Stadt. Auch hier habe die Detonation nahe einer Bushaltestelle stattgefunden.

Ein Toter und Verletzte nach Explosion an Bushaltestellen in Jerusalem

Sophie von der Tann, ARD Tel Aviv, tagesschau 16:00 Uhr

Polizei vermutet Attacke von Palästinensern

Die Polizei geht von einem mutmaßlich kombinierten Anschlag aus, hinter welchem sie laut der Nachrichtenagentur AP palästinensische Attentäter vermuten. Beide Explosionen, die sich zur Hauptverkehrszeit ereignet hätten, wurden demnach von Sprengsätzen ausgelöst. Wie die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf israelische Medien berichtete, gebe es Hinweise darauf, dass die Sprengsätze aus der Ferne gezündet wurden und laut der "Jerusalem Post" mit Nägeln und Schrauben gefüllt gewesen sein sollen. Zu den mutmaßlichen Anschlägen bekannte sich bisher niemand.

Bei zwei Explosionen in Jerusalem sind mindestens ein Mensch getötet und 15 verletzt worden

tagesschau 09:00 Uhr

In Jerusalem hat es in der Vergangenheit immer wieder Attentate militanter Palästinenserorganisationen gegeben. Seit März sind bei einer Terrorwelle in Israel 18 Menschen getötet worden. Außerdem wurden in diesem Jahr mehrere israelische Zivilisten und Sicherheitskräfte bei Anschlägen im Westjordanland getötet.

Lapid will sich äußern

Der scheidende Ministerpräsident Jair Lapid will im Laufe des Tages eine Dringlichkeitssitzung mit der Polizei- und Militärspitze abhalten.

Der israelische Abgeordnete Joav Ben-Zur von der strengreligiösen Schas-Partei sprach in einer ersten Reaktion von der "Rückkehr zum Horror und den schweren und blutigen Tagen des zweiten Palästinenseraufstands Intifada".

Der rechtsextreme Abgeordnete und mögliche künftige Minister Itamar Ben-Gvir sprach sich angesichts der mutmaßlichen Anschläge für die Rückkehr zu gezielten Tötungen als Strafmaß aus. "Wir müssen dem Terrorismus einen Preis abverlangen", forderte er. Es müsse so schnell wie möglich eine rechtsgerichtete Regierung eingesetzt werden, denn "der Terror wartet nicht". Ben-Gvir könnte in der künftigen Regierung unter dem designierten Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu Minister für öffentliche Sicherheit mit ausgeweiteten Befugnissen gegenüber der Polizei werden.

Die US-Botschaft in Jerusalem und der EU-Botschafter Dimitar Zantschew verurteilten die erneute Gewalt.

Gewalt hat in den vergangenen Monaten zugenommen

Seit März sind bei einer Terrorwelle in Israel 18 Menschen getötet worden. Außerdem wurden in diesem Jahr mehrere israelische Zivilisten und Sicherheitskräfte bei Anschlägen im Westjordanland getötet. Seit dem Frühjahr unternimmt Israels Armee dort vermehrt Razzien.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden dieses Jahr bereits mehr als 140 Palästinenser in Zusammenhang mit Militäreinsätzen, bei Zusammenstößen oder eigenen Anschlägen getötet. Es gibt zudem zunehmend Berichte über Gewalt israelischer Siedler gegen Palästinenser, israelische Aktivisten oder Soldaten.

Julio Segador, Julio Segador, ARD Tel Aviv, 23.11.2022 08:56 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 23. November 2022 um 09:00 Uhr.