Vivek Ramaswamy, Herausforderer von Donald Trump bei den Republikanern bei einer Rede am 15. September 2023.
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Konkurrent für Donald Trump? Der Obama der Republikaner

Stand: 27.09.2023 19:09 Uhr

Im US-Vorwahlkampf steht ein weiteres TV-Duell an. Derzeit gilt der 38-jährige Vivek Ramaswamy als große Hoffnung der Republikaner. Wer ist der Biotech-Unternehmer und hat er als Newcomer eine Chance?

"Wir stecken mitten in einer nationalen Identitätskrise", mit dieser Feststellung beginnt Vivek Ramaswamy die Videobotschaft, mit der er seine Kandidatur erklärt hat: Glaube, Patriotismus und harte Arbeit seien verschwunden, und ersetzt worden durch neue, säkulare Religionen. Etwa durch Covid-Kult, Klimawandel-Kult oder Gender-Ideologie. 

Soweit das übliche rechtspopulistische Lamento, das Donald Trump in die Republikanische Partei eingeführt hat.

Hier kommt es aber nicht aus dem Munde eines der sprichwörtlichen "alten, weißen Männer", sondern von einem ausgesprochen gut aussehenden, vitalen Enddreißiger mit gewinnendem Lachen und unübersehbar nicht-europäischen Wurzeln. Dem aus der Sicht vieler aufregendsten Newcomer auf der politischen Bühne der USA. 

Einwandererkind, Milliardär, Hindu

"Wer ist Vivek Ramaswamy?", fragt eine Fernsehmoderatorin stellvertretend für viele Amerikaner. Seine Antwort: Er sei Einwandererkind, seine Familie stamme aus Indien, er habe den amerikanischen Traum in vollen Zügen ausgekostet und sei ein lösungsorientierter Unternehmer.

Tatsächlich ist Dr. Ramaswamy eine Art Wunderkind. Seine Eltern waren noch keine US-Staatsbürger, als er 1985 in Cincinnati (US-Bundesstaat Ohio) das Licht der Welt erblickte. In jungen Jahren wurde er Einserschüler, galt als Tennis-Crack und begabter Pianist.

Es folgten Studienjahre an den renommiertesten US-Universitäten, Abschlüsse in Jura und Biologie. Dann der Wechsel in die Wirtschaft und die Gründung eines Unternehmens: Mit Pharma-Produkten wurde Ramaswamy zum Milliardär. Dabei verstand er sich als gläubiger und praktizierender Hindu, als ein "Instrument Gottes". 

Eine Art Obama

Gläubig, wohlhabend, politischer Quereinsteiger und Familienvater von zwei Söhnen: Das ist schon der Stoff, aus dem die Helden des republikanischen Amerika sind.

Bei Ramaswamy kommen seine Frische und seine unbändige Energie hinzu: Wie eine Art Obama der Republikaner redet er bei Wahlkampfveranstaltungen frei, improvisiert, kriegt sofort einen Draht zum Publikum und rappt auch schon mal, wie auf der Landwirtschaftsmesse Iowa State Fair.

Wäre nicht das Bollwerk Trump, könnte man meinen, Ramaswamy sei unaufhaltsam.  

Kein Aus für Öl und Gas

Politisch ist er voll auf Linie der Trump-Anhänger, die der "Make America Great Again"-Philosophie anhängen. Darunter etwa den Prinzipien "Abtreibung ist Mord, das Washingtoner Establishment korrupt und der Klimawandel aufgeblasen".

Ramaswamy wird nicht müde zu betonen, dass am Aus für fossile Brennstoffe mehr Menschen sterben als durch die Erderwärmung. Mithilfe von Öl und Gas ließe sich auch in ärmeren Weltregionen viel Leid lindern. 

Stopp der Ukraine-Hilfen

Und dann wäre da noch Ramaswamys Forderung nach einem Stopp der Ukraine-Hilfen. Die hält der außenpolitisch völlig Unbeleckte für Geldverschwendung.

Die Ukraine solle auf die Krim und eine NATO-Mitgliedschaft verzichten: Im Gegenzug würde Putin dann schon abziehen. Und mit etwas Verhandlungsgeschick vielleicht auch noch auf die Mesalliance mit China verzichten.

Immer wieder warnt Ramaswamy davor, US-Militär-High Tech könne nach dem Krieg, wie in Afghanistan geschehen, in den Händen unberechenbarer War-Lords landen. 

Spekulationen über Amt als Vize

Auffällig ist, dass Ramaswamy im Wahlkampf keinen Konkurrenten schont, außer einen: Donald Trump.

Und so wird längst spekuliert, ob der 38-Jährige nicht auch einen Umweg ins Weiße Haus in Kauf nehmen würde: den über das Vizepräsidenten-Amt. Am erforderlichen Selbstbewusstsein mangelt es dem Selfmade-Milliardär jedenfalls nicht. 

Sebastian Hesse, ARD Washington, tagesschau, 27.09.2023 11:29 Uhr