Migranten versuchen entlang des Rio Grande einen Weg zu finden, um in die USA zu gelangen.

Trump und Biden besuchen Texas Wahlkampf an der Grenze

Stand: 29.02.2024 17:03 Uhr

US-Präsident Biden und sein potenzieller Gegenkandidat Trump reisen zu Wahlkampfveranstaltungen an die Grenze zu Mexiko. Begegnen werden sie sich nicht, aber sie werden um Schlagzeilen beim Thema Einwanderung konkurrieren.

Hubschrauber sind an der Grenze zu Mexiko vor allem im Einsatz, um illegale Migranten aufzuspüren. Heute werden sie auch im Einsatz sein, um für die Sicherheit von Joe Biden und Donald Trump zu sorgen. Biden will im texanischen Brownsville mit Grenzschützern und Lokalpolitikern sprechen, Trump besucht Eagle Pass, ebenfalls in Texas, aber rund 500 Kilometer von Brownsville entfernt. Dass beide am gleichen Tag (nach europäischer Zeit in der Nacht auf Freitag) an der Grenze sind, zeigt wie wichtig sie das Thema nehmen.

Für Trump steht es bei jeder Wahlkampfrede an erster Stelle: "Sobald ich ins Amt komme, werde ich die Politik der offenen Grenzen beenden, die Biden und seine Regierung eingeführt haben", betont Trump und kündigt "die größte Deportation von Migranten in der amerikanischen Geschichte" an. Einwanderer würden Kriminalität und Drogen ins Land bringen und "das Blut der Amerikaner vergiften", so Trump in seinen schärfsten Verbalattacken.

Biden verteidigt Einwanderungspolitik

Biden wiederum beschuldigt Trump und seine Republikaner, im Repräsentantenhaus eine Lösung in der Einwanderungspolitik zu verhindern - nur aus wahltaktischen Gründen. "Die parteiübergreifende Einigung, die im Senat erzielt wurde, ist eine der fairsten und humansten Reformen seit langer Zeit", so Biden vor wenigen Tagen bei einem Treffen mit Gouverneuren mehrerer Bundesstaaten. "Das Paket beinhaltet auch die härtesten Maßnahmen zur Grenzsicherung aller Zeiten."

Trump habe das Gesetzespaket nur verhindert, um ihm im Wahljahr keinen Erfolg zu gönnen, so Biden im NBC-Interview: "Es hat gesagt, tut es nicht, es wird Biden helfen. Biden helfen? Es geht nicht um Biden, es geht um die Vereinigten Staaten von Amerika", so der Präsident.

Wütende Attacken gegen Appelle an die Vernunft

Es ist typisch für den Wahlkampfstil der Kontrahenten, der gegensätzlicher nicht sein könnte: hier wütende, emotionale Attacken durch Trump, dort Appelle an Vernunft und Kompromissbereitschaft durch Biden.

Professor Josiah Heyman, der an der Universität von Texas zum Thema Einwanderung forscht, sieht Trump bei diesem Wahlkampfthema im Vorteil: "Immigrationsfeindlichkeit ist eine wirklich einflussreiche, emotional treibende Kraft für einen wichtigen Teil der US-Wählerschaft", so Heyman. "Es gab in den USA immer beides: Toleranz gegenüber Einwanderern, die Pro-Immigrationshaltung - und Intoleranz, die Anti-Haltung." In der Gesamtbevölkerung sei das in etwa 50:50 geteilt. "Aber die Tiefe der Emotion, die Energie, war immer auf der Anti-Immigrationsseite größer", so der Forscher.

Tatsächlich hat die Zahl der illegalen Grenzübertritte von Mexiko aus in der Amtszeit von Biden Höchstwerte erreicht. Beim texanischen Fernduell Biden gegen Trump geht es vor allem darum, wer für die besseren Fernsehbilder sorgt, wer die überraschendere politische Ankündigung macht, um bei Wählerinnen und Wählern einen Etappensieg zu erzielen.

Ralf Borchard, ARD Washington, tagesschau, 29.02.2024 01:09 Uhr